Monolog des SteinsSchreibaufgaben

Wolfgang Prietsch: Lebensspur

Schleppst, baltisches Meer,
aus Tiefen Steine her
und wirfst sie mit der Brandung an Land.
Begrenzt ein Geröllgürtel den Strand.
An diesem Limes steh‘
ich und seh‘
vor mir der Steine Monotonie.
Großflächig erscheinen sie
grau in grau.
Bück‘ dich einmal und schau
sie dir aus der Nähe an:
Vielfalt der Farbe und Form,
regellos, entspricht keiner Norm.

Mit dem Inlandeis begann
der große Schürfprozess.
Nicht ruhen lässt
schiebendes Eis das Gestein.
Ging ein
alles Erreichbare, durch einander gebracht heillos
in dieses Archiv. Groß
daher die Unordnung im Schutt.
Finden sich an in diesem Strandgut
Dokumente aus allen Erdenzeiten,
Lebenszeugnisse aus den Weiten
der Vergangenheit.
Liegt da bereit
unserer Erde Biographie.
Dem Fragenden gibt sie
Antwort und Beweis.
Bedarf es des Vorsatzes nur und etwas Fleiß.

Und hat man nach Stunden
ein gut erhaltenes Fossil gefunden,
so ist das der Mühe Preis.
Ist auf uns gekommen
über diese Unvorstellbarkeit
von einhundertfünfzig Millionen Jahre Zeit
der Seeigel wunderbare,
einfache, sinnvoll klare
zweckmäßige Schönheit.

Wolfgang Prietsch
-Alle Rechte liegen beim Autor-

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