Monolog des SteinsSchreibaufgaben

Klaus D. Andreß: Der Stein

In der Brandung
zwischen Geröll,
schlammbedeckt,
sandverdreckt,
behangen mit Tang
ich dich fand.

Hab` dich gehoben,
was mich bewogen,
kann ich nicht nennen.
Hab` dich befreit
von all dem Dreck,
Gesichter entdeckt,
heiter und froh,
übellaunig und roh.

Mir stellen sich Fragen,
„Was kannst du sagen
über dein Leben
und über dein Sein?“
„Du willst es nicht wissen.“
sagte der Stein.

Ich war betroffen,
hat er gesprochen?
War `s ein Gedanke
aus meinem Kopf?

Ich seh´ ihn an,
frage ihn dann
nach seinem Leben,
nach seinem Sein.
„Du willst es nicht wissen.“
antwortet der Stein.

„Ich möchte `s schon wissen,
was ist gewesen,
wie war Dein Leben,
was dich getragen
an diesen Strand?“
„Du willst wirklich es wissen?
Das weist du genau?“
fragt er mich schlau.

„Gib dann jetzt acht,
was ich dir sage
über die Jahre
in meinem Leben.

Es wird dich verletzen
und dich versetzen
in Panik und Angst.

Und der Stein erzählt mir seine Geschichte, die sich über Jahrtausende und Millionen von Jahren erstreckt, über die frühe Welt, in der es weder Tiere noch Menschen gegeben und über die Zeit vor der Zeit, in der die Erde entstanden.
Und der Stein berichtet, wie er geboren aus den Tiefen glühender Masse am Anbeginn brodelnder Erde, über Millionen von Jahren in dauerndem Regen erstarrt zum Felsen wurde, mächtig und stark. Ein trutzes Monument in reißender Brandung des urweltlichen Ozeans. Gehöhlt und verwaschen von gischtblühenden Wogen, über Äonen zerbrochen unter Sonne und Regen, zerrieben im Wasser, zwischen Steinen geschliffen, an Größe verloren, der Endlichkeit zugewandt.

Ich hab´ ihm gelauscht
und alles vernommen,
war ganz benommen
vom Wissen des Steins.
„Du wolltest es hören,
nun kennst du den Anfang,
das Ende zugleich.“

Im Innern bewegt
und erschreckt zugleich

hab ich ihm geschworen
still zu bewahren
das Wissen vom Ende

und weil `s schon so nah
und schrecklich fürwahr.

Die Menschen im heute
auf hastiger Suche
nach Spaß und Zerstreuung,
die Seelen verschlossen
dafür nicht mehr offen.

Fest werd´ ich halten
den mutigen Stein,
der Stille gebrochen,
als zu mir gesprochen
über den Sinn
und Verlauf unsres Lebens,
über Beginn und das Ende
all jenes Seins.

Klaus D. Andreß
-Alle Rechte liegen beim Autor-

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