Kleine Geschichten – große Texte?

(c) Ute Mulder / pixelio.de

Wie es sich für ein interaktives Medium gehört, möchten wir euch auf unserer Seite nicht nur Texte von Klassikern oder von uns vorstellen, sondern euch auch selbst zum Schreiben verführen. Die Insider ahnen es schon: Kreative writing, zu deutsch: Kreatives Schreiben! Das heißt nun nicht, dass wir hinter jedem User einen Mörilke oder Benntano vermuten. Zwar hat das Kreative Schreiben einiges mit dem Geniekult gemeinsam, nach unserer Ansicht aber mehr das gesellige Moment, das in den Salons gepflegt wurde, in denen sich Heine & Co trafen. Man las und musizierte gemeinsam, inspirierte sich und war gespannt, was die anderen zum selben Thema zu sagen hatten. Einige Texte überdauerten, manches andere blieb zu Recht oder Unrecht unbekannt.

Deshalb bieten wir euch hier einige Schreibaufgaben an und wer sich daran schaffen möchte, darf auch gespannt sein, was bei den anderen hinter dem Vorhang passiert. Wir stellen die unserer Ansicht nach gelungensten Lösungen auf unserer Webseite vor. Deshalb die Bitte: es genügen kurze Texte. Wer aber dennoch einen Roman schreiben will und dafür den Nobelpreis erhält, der widme uns bitte ein Belegexemplar. Wir freuen uns!

Die hier folgende „Schreibaufgabe“ hat zwei Gesichter.
Zum einen ist es möglich, sie einfach als Gelegenheit aufzufassen, über das Schreiben zu reflektieren.
Ebenso gut aber enthält sie den Kern einer neuen Geschichte.
Machen Sie daraus, was Sie wollen!

Es folgen „Kleine Geschichten“ aus der großen Stadt Berlin. Unter dem Motto „wäre doch schade, wir hätten sie nicht aufgeschrieben“ werden sie immer sonntags im „Tagesspiegel“ veröffentlicht. Aus diesen kleinen Geschichten haben wir diejenigen herausgelesen, die u.E. eine große Poetizität mitbringen. Einerseits liegt ihr poetischer Reiz in ihrer Kürze. Dennoch sagen sie bereits alles über die Situation oder das Verhältnis der Personen zueinander. So gesehen, kann man sie nutzen, um über kurzes, aussagekräftiges Schreiben zu spekulieren.
Es gibt aber auch eine Form von poetischer Weite. Vielleicht möchten Sie das, was Sie über den Hintergrund der Personen ahnen, ausfabulieren. Dann schreiben Sie zu der Geschichte Ihren Roman.

Wir bedanken uns beim Tagesspiegel für die kostenlose und unbürokratische Abdruckgenehmigung!

Redefreiheit
Freitagnachmittag in der Schlossstraße, Steglitz. Eine Frau mit Hund sagt zu einer anderen: „…und grüß auch Deinen Mann.“
Die Antwort: „Mach ich. Wenn ich zu Wort komme.“
(Tagesspiegel vom 03.09.2006)

Vaterschaftstest
Sonntag, in der Warteschlange zur Ägyptenausstellung im Martin-Gropius-Bau. Eine etwa Siebenjährige sagt zu ihrem Vater: „Guck mal, Papa, ich kann das Alphabet rülpsen!“ Die halbe Schlange lacht. Der Vater: „Das ist nicht
meine Tochter, ich habe sie nur adoptiert.“
(Tagesspiegel vom 03.09.2006)

Die besten Einsendungen stellen wir auf unserer Webseite ins Netz (wenn die Autoren nicht ausdrücklich etwas dagegen haben).

Eure Texte könnt ihr an das Schreibaufgaben-Mailfach oder an Bettina Haubold, Landréstraße 14, 12621 Berlin senden.