Belletristik

Uli Hannemann: Neukölln, mon amour

Im Ullstein-Verlag ist ein weiteres Buch des Berliner Autoren Uli Hannemann erschienen. Mit „Neukölln, mon amour – Anekdoten vom Boden der Tatsachen“ setzt der Autor „sein“ Neukölln und dessen Bewohner ins rechte Licht.

Wie in einem Tagebuch berichtet der Autor über die etwas drastisch anmutenden Gespräche mit dem Gemischtwarenhändler um die Ecke und die netten Kontakte mit den Kindern im Kiez: „Sie haben nicht den geringsten Respekt vor mir – und das gefällt mir: Menschen, die so aufwachsen, sind später weniger anfällig für totalitäre Systeme, finde ich.“ Auch seine Beobachtungen der Spatzen und im Zoo kommen nicht zu kurz, ebenso wie „Die Zeit der Möpse“ oder das Geplaudere mit der Krankenschwester in der Rettungsstelle nach Himmelfahrt: „Die Kunst des freundlichen Anbrüllens ist eine über Jahrhunderte gepflegte Tradition Neuköllner Arzthelferinnen…“.

Die kurzen Geschichten, die gerade die richtige Lektüre für den Weg zur Arbeit oder einfach nur zum Aufheitern sind, hat Hannemann am Ende fast immer mit einem gedanklichen „Schlenker“ versehen: Er setzt immer noch aufs Ernsthafte einen skurrilen Gedanken oben drauf. Manches Mal ist das Erzählte am Rande des Sarkastischen: „Aber ich mag Drogensüchtige … Wenn ihnen das Leben ins Gesicht kackt, kacken sie einfach zurück“. Ein anderes Mal sind die Bilder so absurd, dass sie schon wieder lustig anmuten.

Hannemann schreibt ironisch, sarkastisch, überspitzt. Er bleibt dabei immer detailgetreu und szenisch. Wortgewandt und mit spitzer Feder geschrieben sind Hannemanns Texte ein Zerrspiegel des Neuköllner Alltags und seiner Menschen. Man sollte aber die beschriebenen Details nicht immer für „bare Münze“ nehmen…