Martin Baltscheit: Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor
Kann ein Kinderbuch erklären, was Demenz bedeutet? Eine Krankheit erklären, die u.a. auch aufgrund des gestiegenen Lebensalters Familien immer häufiger betrifft und die auch für viele erwachsene Angehörige kaum zu begreifen ist?
Martin Baltscheit gebührt zumindest das Verdienst, einen warmherzigen Versuch zu wagen. Im Mittelpunkt seines Bilderbuchs steht ein ehemals prächtiger und cleverer Fuchs, der sein Leben lang gut zurecht kam und sein Wissen an die jungen Füchse weitergab. Dann aber ereilte ihn wie viele alte Füchse die Vergesslichkeit. Nicht wirklich schlimm und manchmal sogar ein bisschen lustig, wenn er anstatt Sonntags am Mittwoch in die Kirche geht und sich wundert, dass der Gänsechor nicht singt. Oder wenn er Geburtstage und normale Besuche durcheinander bringt.
Doch mehr und mehr vergisst der Fuchs, was ihn selbst ausmacht. Auch die Tricks, die ihm bisher das Überleben sicherten. So fehlt nicht viel und er wird zum Gespött für die dummen Gänse. Zum Glück gibt es da die jungen Füchse, die ihm von der Jagd erzählen, seine Wunden lecken und sich in der Nacht zu ihm legen.
Und mit solch einem Ende geht „Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand“ verlor über ihr eigentliches Thema hinaus und verdeutlicht jene Dinge, auf die es im Leben ankommt.
Martin Baltscheit erzählt mit großen Bildern und kurzen klaren Sätzen, scheut sich aber auch nicht dort, wo es spannend wird, den Duktus zu wechseln, um dann wieder zu seinem ruhigen, klaren Erzählton zurück zu finden. Ihm ist ein Buch gelungen, das lachen lässt und nachdenklich stimmt.
„Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor“ ist im Bloomsbury Kinderbuchverlag 2010 erschienen und kostet 13,90 Euro.