Taran Bjornstad / Christoffer Grav: Der Krokodildieb

Fast jedes Kind klaut mal. Im Laden um die Ecke oder bei den Eltern. Süßigkeiten, Spielzeug, Geld oder Zigaretten. Ein Krokodil hat wohl bisher nur Odd geklaut, die Hauptfigur aus Taran Bjornstads und Christoffer Gravs bei Beltz & Gelberg erschienenem Buch „Der Krokodildieb“.

Odd ist der Außenseiter der Klasse und für seine Familie scheint er unsichtbar zu sein. Er träumt im Unterricht, macht sich lächerlich, weil er immer noch sein Plüscheichhorn Nussi mit sich rumträgt und vergisst die Erlaubnis zum Besuch im Aquarium. Und dann machen sich alle auch noch über seinen Namen lustig. Kein Wunder, dass Odd davon träumt, ein Superheld zu sein. Aber das bleibt ein unerfüllbarer Traum. Sich das kleine Krokodil Zack aus dem Aquarium einzustecken, um die anderen damit zu erschrecken, ist schon eher erreichbar. Geplant getan. Odd entführt Zack. Doch so wie er sich das vorgestellt hat, dass die anderen nun zwischen Angst und Bewunderung zu ihm aufsehen, ist das nicht. Zunächst einmal muss Zack sich selbst vorsehen, denn der Kaiman macht sein Kinderzimmer unsicher. Und dabei hat er noch Glück, dass seine Mutter sich weitgehend daran hält, das Zimmer nicht zu betreten. Leider auch hat Odd sich gar nicht darüber informiert, was ein Krokodil zum Leben braucht. Fast stündlich taucht eine Schwierigkeit nach der anderen auf und schließlich wird Zack auch noch über die Fernsehnachrichten gesucht. Odd kommt in Bedrängnis und muss schnellstens alles wieder in Ordnung bringen.

„Der Krokodildieb“ ist ein herrliches Kinderbuch, das ebenso zum Nachdenken wie zum Lachen anregt. Autor und Illustrator tauchen in die Gefühlswelt eines jungen Außenseiters sein, der von der Mehrheit der Klasse abgelehnt wird und eine schüchterne Liebe zur offenen Mette erlebt. Doch auch seine Familie, die Odd akzeptiert, hat verlernt ihn wirklich wahrzunehmen. Seine pubertäre Schwester kümmert sich mehr um ihren Hamster als dass sie Nähe zu ihrem Bruder zulässt, die Eltern sind sogar zu beschäftigt, um den Brief des Direktors zu lesen. Odd ist also gezwungen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und tut das auch. Kaiman Zack bringt ihn dabei ganz schön auf „auf Zack“. Trotz der scheinbar emotionalen Ferne der Figuren entbehrt das Buch nicht witziger Dialoge, die sie Situation auf den Punkt bringen und ist sehr handlungsorientiert geschrieben. Es wird Kinder zwischen 8 bis 10 Jahren mitreißen. „Der Krokodildieb“ ist 2016 als Hardcover für 12,95 Euro erschienen und sollte möglichst schnell in das Taschenbuchprogramm des Verlags aufgenommen werden, um ihm den Zugang als Klassensatz in die Schulen zu ermöglichen.