Jugendbuch

Ron Koertge: Ein viel zu schönes Mädchen

Gegensätze ziehen sich an, heißt es. Wenn es nur das wäre, so wären die schöne, hippe Margaux und der schüchterne, unpassend gekleidete aber ritterliche Danny wie füreinander geschaffen. Aber beide bewältigen durch ihr Aussehen und Auftreten belastende Kinderheitserfahrungen. Margaux Vater ist „Berufsspieler“ und „musste“ seine Schulden begleichen, indem er seine kleine Tochter fotografieren ließ. Dannys Vater prügelte nach dem Tod der Mutter seinen Sohn krankenhausreif, bis seine Tante Evie Danny in Obhut nahm.

Vor diesem Hintergrund ist die ungewöhnliche Annäherung der beiden ein Balanceakt auf einem dünnen Seil. Danny engagiert sich in seiner Freizeit für den Tierschutz. Für die verwöhnte Margaux sind das abenteuerliche Aktionen. Mit Dannys Wut, als er einen misshandelten Hund findet, rechnet sie nicht. Er stellt ihre Beziehung auf eine harte Probe.

Koertge erzählt diese ungewöhnliche Liebesgeschichte unprätentiös und an einzelne Stellen etwas langatmig. Der familäre Hintergrund der Hauptfiguren ist derzeit aktuell, wird aber durch den Autor dramatisch überzeichnet. Das Highlight des Buches ist wahrscheinlich die wunderbare Tante Evie, die durch eine Krankheit an den Rollstuhl gefesselt ist, aber zur sinnstiftenden Vermittlerin des ungewöhnlichen Liebespaares wird. So wie sie Danny aufgenommen hat, so schließt sie auch Margaux in ihr Herz. Von ihrer ruhigen, liebevollen Art könnten sich nicht nur die Eltern der Hauptfiguren, sondern auch tatsächliche Eltern einiges abschauen.

„Ein viel zu schönes Mädchen“ ist im Herbstprogramm 2006 von Carlsen erschienen.