Belletristik

Mila Kuhn: Tafeldienst – Eine Mutter wechselt die Seiten

Die Kinder sind groß, die Artikelangebote kommen spärlich und so beschließt die Journalistin Mila Kuhn, ihren Jugendtraum wahr zu machen und als Quereinsteigerin an die Grundschule zu gehen. Sie wird an einer Brennpunktschule eingesetzt, an der 40 %  der Grundschüler einen Migrationshintergrund haben. Ihr Buch „Tafeldienst“ ist ein Erfahrungsbericht über die spannendsten und zugleich beängstigendsten Monate ihres Berufslebens. Mit Witz und  Einfühlungsvermögen beißt sich Mila Kuhn durch die Verhaltensauffälligkeiten ihrer Schüler und gerät nicht selten an ihre Grenzen. Vor allem wenn sie sich mit einigen Kolleginnen vergleicht, bei denen die Klassen sofort von der Pause kommen, wenn sie rufen. Im journalistischen Bedürfnis genau zu sein, berichtet sie offen über ihre Erfolge und Misserfolge. Sie bringt in ihre Beobachtungen einen Perspektivwechsel von ihrer Rolle als Mutter, die eine kritische Sicht auf manche Lehrer hatte, ein. Sie erinnert sich an ihre Zeit als Schülerin, in der die schnellen Schüler damit belohnt wurden, für die Lehrerin zum Fleischer gehen zu dürfen.  Manchmal zitiert Mila Kuhn auch moderne Studien über erfolgreichen Unterricht.

Diese Mischung allein macht das Buch gut lesbar. Aber vor allem profitiert es von der positiven, unverbrauchten Einstellung der Autorin: „Ich mochte sie alle, die ganze Bande. Die Braven wie die Aufmüpfigen, die Scheuen wie die Quatschbacken, die Pflegeleichten wie jene, die mir auch noch den letzten Nerv verödet haben.“ Und ihre Kollegen an den Grundschulen auch, die sie als lebensverbunden und praktisch beschreibt.

„Tafeldienst“ von Mila Kuhn ist im Topicus-Verlag für 9,99 EURO erschienen.

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