Michael Gerard Bauer: Nennt mich nicht Ismael!
Es gibt noch Autoren im weiten Ozean der Kinder- und Jugendliteratur, die wissen, was ein großes Finale ist und wie man es gestaltet, seufzt man, wenn man „Nennt mich nicht Ismael!“ aus der Hand legt. Das Finale dieses Buches ist so gelungen, dass es auch über so manche Länge hinweg trägt, die besonders bei jugendlichen Lesern im Mittelteil aufgekommen sein mag.
Der 14-jährige Hauptheld des Buches Ismael Leseur ist geschlagen: mit seinem Namen. Wie kann man im heutigen Amerika sein Kind auch Ismael nennen, nach einem der Helden aus Mobby Dick?! Als Ismael an die neue High School kommt stürzt sich sogleich Barry Bangsley auf ihn und lässt keine Gelegenheit aus, seinen Namen aufs abscheulichste zu verhunzen. Und Barry Bangsley ist jemand, der es wahrlich versteht, mit Worten umzugehen. Ismael hat dem nichts entgegenzusetzen und verkriecht sich in sich selbst. Da kommt James Scorbie an die Schule. James sieht furchtbar aus und sein Gesicht wird durch Zuckungen entstellt. Doch er wagt es, sich Barry Bangsley entgegen zu stellen und tritt nicht nur für sich, sondern auch für Ismael ein. Auch James Scorbie kann mit Worten umgehen. Deshalb ruft er zur Gründung eines Debattierklubs auf. Ausgerechnet die scheinbaren Loser wie Ismael Billy und Prindable nimmt er darin auf. Und für James geben sie ihr bestes und gelangen fast bis ins Finale der Jugendmeisterschaften. Und das, obwohl ihr Anführer Scorbie schwer krank wird und ausscheiden muss. Damit steht Ismael seinem Erzrivalen Barry Bangsley wieder allein gegenüber. Doch das Debattieren und vor allem James furchtlose Haltung haben etwas in ihm verändert. Er lässt sich nicht mehr alles gefallen und findet sogar die Kraft für andere einzutreten.
„Nennt mich nicht Ismael!“ ist das zweite Buch des 1955 in Australien geborenen Michael Gerard Bauer. In ihm geht es in besonderer Weise um die Kraft der Worte. Undidaktisch zeigt er, dass man diese Kraft sowohl gegen andere als auch für andere nutzen kann. Damit es es auch ein Jugendbuch, das sich mit dem Thema Mobbing in Schulen auseinandersetzt. Und wie in jedem gutem Schmöker ist auch ein Stück Liebesgeschichte darin eingebaut. Aber gerade die Jungen unter den Jugendlichen, denen dieses Buch besonders ans Herz gelegt werden kann, weil ihre Rolle in den verschiedenen Spielern und ihren Gegenspielern so vielfältig ausgestaltet ist, wird es vermutlich freuen, dass die Liebesgeschichte eine unvollendete Rahmenhandlung bleibt.
Bereits für sein erstes Buch „Running Man“ hat Michael Gerard Bauer viele Preise erhalten. „Nennt mich nicht Ismael!“ wird auch nicht leer ausgehen.