Belletristik

Kristin Hannah: Die vier Winde

Kristin Hannah ist durch „Die Nachtigall“ und „Liebe und Verderben“ eine meiner Favoritinnen geworden. Auch ihr neustes Buch „Die vier Winde“ hat mich letzten Endes in seinen Bann gezogen, obwohl mir dafür viel Geduld abverlangt wurde. Erst nach etwa 130 Seiten kommt die Geschichte richtig in Gang. So lange braucht die Autorin um den Hintergrund ihrer Hauptheldin Elsa aufzubauen. Elsa versucht sich in den 30iger Jahren von ihrer eigenen Familie, von der sie sich ungeliebt fühlt, zu befreien. Sie trifft auf den jungen Raf und erwartet schon bald ein Kind von ihm. Sie zieht zu seiner Familie, die aus Sizilien stammt und sich in den Great Plains eine neue Heimat geschaffen hat. Dort lernt sie hart für den Lebensunterhalt zu arbeiten. Aber sie wächst auch in die Farm hinein. Die ständige Dürre und die Weltwirtschaftskrise aber machen es den Farmern schwer, an ihre Zukunft zu glauben. Raf verlässt die Familie. Und ein Jahr später muss auch Elsa mit ihren zwei Kindern gehen. Sie versprechen sich in Kalifornien eine neue Zukunft aufzubauen, aber sie kommen nur in einem Flüchtlingslager unter, wo sie vom Wohlwollen der Farmer abhängig sind. Ermutigt durch ihre Tochter wagt Elsa schließlich sich dem Arbeiterbündnis anzuschließen und findet am Ende ihres Lebens eine Liebe, für die es zu wenig Zeit gibt.

Beharrlichkeit und Mut, an den sie manchmal selbst nicht glaubt, ist es was die Heldin des Buches auszeichnet. 2016 sind viele Flüchtlinge aus armen Ländern in unser Land gekommen, um sich wie Elsa eine Zukunft aufzubauen. Manche von uns reichten ihnen die Hand, andere begegneten ihnen mit Vorurteilen. Kristin Hannah hat drei Jahre an einem Buch gearbeitet, das uns manches über diejenigen lehren kann, die keine Stimme haben in den Flüchtlingslagern, in die wir sie gesperrt haben. Beim Lesen entstanden sofort Bilder zu den Personen, die beschrieben wurden und den Dialogen zwischen Mutter und Tochter und Jack, den sie kennenlernt. Wenn man erst mal über den etwas schwerfälligen Anfang hinweg ist, zieht das Buch einen in den Sog, in den man schon bei ihren vorangegangen Büchern gekommen ist.

„Die vier Winde“ (ISBN: 978-3-352-00943-3) ist bei Rütten & Loening für 20,- Euro erschienen und liegt auch als ebook vor.

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