Sachbuch

Jesper Juul: Es gibt keine unerreichbaren Jugendlichen

2019 ist der dänische Familientherapeut Jesper Juul verstorben. Aber seine Haltung und seine Initiativen wirken fort. Besonders das 2004 gegründete Projekt „familylab“ hat viel Begeisterung ausgelöst. Aus dieser Arbeit ist jetzt ein – erfreulich dünnes (157 Seiten)- Sachbuch entstanden. Knuth Krüger hat die redaktionelle Bearbeitung verschiedener Vorträge und kurzer Texte von Jesper Juul übernommen. Obwohl Jesper Juul auch deutsch sprach hat Knuth Krüger seine Vorträge schriftlich ausgearbeitet und damit auch das Verständnis und die Herzenswärme vermittelt, die Jesper Juul so auszeichnen. Es ist ein lockeres Buch, das abschnittweise komplette Redemitschnitte anbietet, die sich mit Antworten auf LehrerInnen und Eltern ergänzen.

Im Mittelpunkt steht die Entwicklung des Selbstwertgefühls von Kindern, das es ihnen überhaupt erst ermöglicht, Verantwortung für sich und ihr Leben zu übernehmen. Gerade auch von Kindern, die irgendwann in der Schule auffallen, weil sie auf anderer Ebene vielleicht zu viel Verantwortung übertragen bekommen. Diese Kinder und Jugendlichen müssen erst einmal lernen, sich der Verantwortung für sich selbst zu stellen.

Einen Hieb bekommen aber auch die so protegierten Ganztagsschulen ab. Für Eltern mögen sie bequem sein, aber wenn nicht kompetente Eltern und exzellente Lehrer sie gestalten, entwickelt sich nicht die nötige Beziehungsarbeit, die nach Jesper Juuls Menschenbild Grundlage für Erziehung ist. Viele Schwierigkeiten, die sich im Jugendalter ergeben, entwickeln sich unbemerkt im Kindesalter. Deshalb sind auch viele Beispiele dafür vorgegeben.

Jesper Juul behauptet: „Es gibt in ganz Europa vielleicht nur 12 unerreichbare Jugendliche“ – wer seine Vorträge in diesem Buch liest, ist davon ebenfalls überzeugt.

Das Buch (ISBN: 978-3-466-31199-6) ist im Kösel-Verlag erschienen und kostet 18,- Euro.

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