Horst Eckert: Die Macht der Wölfe
Vorab: Es ist schon der 4. Fall des Ermittler-Duos Melia Adan und Vincent Veih. Aber man kann die Story auch verstehen, ohne dass man die Entwicklung der Hauptpersonen miterlebt hat. Die Kriminalbeamtin Melia, die kurz vor der Beförderung in die Behördenleitung steht, wird von ihrem Vater, der schon in Pension ist, zu einem Gespräch mit der Kanzlerin gebeten. Sie wird erpresst. Eigentlich lehnt Melia die Kanzlerin ab, aber es geht um mehr als sie. Es geht um nicht weniger als die Demokratie im Land. Es entsteht eine neue rechtskonservative Partei im Land. Sie wird angeführt von einem bekannten und beliebten Medienvertreter, Christoph Urban. Ihre Ansichten fallen auf fruchtbaren Boden, denn durch die zurückliegende Coronapandemie, Diskussionen um eine Privatisierung des Strafregelvollzugs und den Ukraine-Krieg suchen die Bürger nach einer neuen Identifikationsfigur. Im Kampf um Einfluss und Macht werden lange zurückliegende Schwächen und Fehltritte jedes Politikers ausgenutzt, um die kommenden Wahlen für sich zu entscheiden.
Auf anderer Ebene ist Melias Beziehung zu Vincent in Gefahr. Er hat die Durchsuchung von Christoph Urbans Studio und Privathaus angeordnet, ausgerechnet nach einer brisanten Sendung. Für die Medien ein gefundenes Fressen, das sie zum Skandal hochstilisieren können. Wenn öffentlich würde, dass Melia als seine Vorgesetzte mit ihm ein Verhältnis hat, würde das das Aus für beider Tätigkeiten in der Polizei bedeuten.
Horst Eckert, 1959 arbeitete 15 Jahre als Fernsehjournalist. Das merkt man seinen Thrillern an. Zu seiner Arbeitsweise sagt er: Er hätte sich angewöhnt, seine Romane nicht minutiös durchzuplanen. Dadurch sei er in der Lage, aktuelle Ereignisse aufzunehmen und seinen Personen in Bezug darauf Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Eckert wollte ein Szenario durchspielen, in dem das Vertrauen in die Politik durch die Coronapandemie verloren und die Gesellschaft durch Angst gespalten ist. Hinzu kam noch, dass am 24.2.22 Putin die Ukraine überfallen hat. Vor diesem Hintergrund die Gefahr, dass Multimilliardäre die Presse sich unter den Nagel reißen, ist durchaus gegeben.
Horst Eckert hat seinen Roman in leserfreundlichen kurzen Kapiteln strukturiert, die durch den Wechsel der Orte und Personen bestimmt werden und fähig sind, die Spannung zu tragen.
Das Buch (ISBN: 978-3-453-44175-0) ist auch als ebook erschienen. Als Printausgabe kostet es 15,00 Euro.