Belletristik

Doris Bewernitz: Der kleine Herr Lu Chi

Ganz im Stil der schlichten, chinesischen Gelehrtenminiaturen trägt Doris Bewernitz ihre „Geschichten von der Weisheit des Lebens“ – wie es im Untertitel heißt – vor. Der kleine Herr Lu Chi könnte einer von uns sein, er wohnt dörflich. Aber ihm geht der Ruf ein Weiser zu sein voraus und Schüler versuchen ihm nachzueifern. Mit ihnen, aber auch mit seinen Nachbarn und vor allem mit seiner Frau steht er im philosophischen Austausch. Manchmal wirkt es so, als käme er erst durch ihre Fragen oder ihr Handeln auf seine Antworten. Im zeitlosem Setting kommen aktuelle Themen daher wie: Urlaubsstress, Fremde oder der Umgang mit Hass. Aber auch so große Themen wie Achtsamkeit („Das Wichtige zuerst“) oder Nachhaltigkeit („Der Baum“) werden in den kleinen Miniaturen, die man nicht verschlingen, sondern in kleinen Portionen genießen sollte, angesprochen. Dann wird man sehr viel gewinnen, aus der kindlichen und freundlichen Sicht, die der 70jährige Lu Chi auf das Leben hat. Erst einmal unterstellt er seinen Mitmenschen nur gute Absichten. Das macht das Buch so lesenswert. Jede Geschichte ist nur maximal zwei A5-Seiten lang.

Doris Bewernitz lebt in Berlin, schreibt Bücher, baut Tomaten und Kürbisse an und stellt sich so alltäglichen Herausforderungen wie Waschbären und Schnecken. Bei ihren Wanderungen durch die große Stadt trifft sie mitunter Herrn Lu Chi, der ihr just 2021, wo wir Trost am nötigsten haben, erlaubt hat, seine Geschichten aufzuschreiben.

Das Buch (ISBN: 978-3-86917-841-7) ist im Verlag am Eschbach für 12,- Euro erschienen.

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