Belletristik

David Chotjewitz: Das Abenteuer des Denkens

Einstein gehört zu den Meilensteinen unter den Persönlichkeiten des letzten Jahrtausends. Und das, obwohl seine Relativitäts- und Quantentheorie dem Durchschnittsbürger zwar dem Begriff nach, nicht aber vom Inhalt her verständlich sind. Vielleicht ist gerade dieses Unverständnis seiner Genieleistung gegenüber, das trotzdem Negier schürt, auf das Leben dieses Wissenschaftlers. Wer seine Neugier stillen möchte, obwohl Physik noch nie das persönliche Neigungsfach war, ist gut beraten, die neue Einstein-Biografie von David Chotjewitz „Das Abenteuer des Denkens“ (erschienen bei Carlsen) zu lesen. Das erste Drittel widmet sich völlig dem Ausklang der Jugend Einsteins, den Sorgen der Unternehmerfamilie zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland und der Enge der Gymnasialbildung jener Zeit. Wie im gesamten Roman gelingt es Chotjewitz bereits hier den Leser vor allem dicht an den Menschen Einstein heranzuführen. Seine Auseinandersetzungen mit Freunden, Lehrern und Geliebten werden mit großer Toleranz geschildert. Chotjewitz behält diesen Blick auf den Menschen Einstein auch im Verlauf seiner Tätigkeit als Physiker bei. Erläuterungen zu den physikalischen Entdeckungen und deren revolutionären Charakter werden in sehr klarer Sprache auf das wesentliche beschränkt. Das gleiche trifft auch auf Einsteins politische Auseinandersetzungen während des zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges danach zu. Dadurch entwickelt sich ein lebendiges Bild eines nach menschlicher Nähe suchenden Genies, das auch jugendliche Leser nur ungern für Lesepausen aus der Hand legen werden.