Beth Legg: Schmuck aus natürlichen Materialien
Mit dem Mut zur Lücke legt die Schmuck-Designerin Beth Legg hier ein inspirierendes Fachbuch vor, das Schmuckschaffende ebenso ansprechen wird wie Modeinteressierte überhaupt. Anders als es der Titel vielleicht vermuten lässt, handelt es sich bei diesem im Haupt-Verlag erschienen Handbuch nicht um eine Art Bastelbuch, sondern um eine fachliche und historische Auseinandersetzung mit Schmuckgestaltung von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Beth Legg bekennt sich in einem ausführlichen Einleitungsteil dazu, den Begriff des „Naturmaterials“ nicht in feste Grenzen bannen zu wollen. Während Holz und Fell klassische Naturmaterialien sind, ließe sich z.B. bei Metallen fragen, ab welcher Bearbeitungsstufe aus dem Erz bereits mehr geworden ist als bloßes Naturmaterial. Gerade in Bezug auf die (Edel)-Metalle fasst die Autorin die Grenze weit, denn oft dienen sie dazu, Holz, Muscheln oder Korallen schmuckvoll einzufassen. In ihren historischen Ausführungen zeigt Legg, dass es trotz aller vergangenen Jahrhunderte eine Gemeinsamkeit für das Schmücken von Körpern gibt: Schmuck ist ein Statussymbol. Doch gerade in der Gegenwart kommt für die Schmuck-Designer, die sich auf natürliche Materialien besinnen, ein weiteres Moment hinzu: Sie setzen sich zugleich mit der Zerstörung von Natur auseinander und versuchen auf ihre Weise, dagegen zu protestieren.
Leggs Handbuch zeigt in einem Galerieteil eine Vielzahl verschiedener, inspirierender Arbeiten von Künstlerinnen aus Großbritannien, den Niederlanden, Skandinavien, den USA, Deutschland oder Neuseeland. Neben ihrer Interpretation der Arbeiten nehmen auch Hinweise zur Bearbeitung von Holz, Latex, Knochen, Horn, Steinen, Jett u.a. großen Raum ein und bewahren Handwerker vor kostspieligen Materialexperimenten.
Der Text- und Bildteil schließt mit einem reichhaltigen Verzeichnis von Galerien und Webseiten sowie einem Glossar, das die verwendeten Fachbegriffe auf einen kurzen Nenner bringt.
Wer bereits die üblichen Holzschmuckstände auf Volksfesten bewundert hat, der ist nach der Lektüre dieses Buches anspruchsvoller geworden und vielleicht auch mutiger, eigene Ideen zu erproben.