Belletristik

Moritz Wulf Lange: Kleine Aster

Moritz Wulf Lange (1971) hat sich intensiv beruflich mit Krimis beschäftigt, bevor er hier sein Debüt über den Privatdetektiv Michael Dallinger vorlegt. Wulf Lange schrieb die Hörspieldrehbücher zu sieben Wallander Krimis und seine eigene Hörspielserie zu Edgar Allan Poe wurde für den Deutsch Hörbuch Preis 2006 nominiert.

Die Marktwirtschaft macht es möglich: Nach seinem abgebrochenen Musikstudium beginnt Michael Dallinger sich in Berlin als Privatdetektiv selbständig zu machen. Dabei wurde er durch seinen Onkel Peter Brook, der auf Schwanenwerder lebt, Pastor war und nun ein bekannter Buchautor ist mit einem großzügigen Kredit unterstützt. Doch bisher hat Dallinger nur mit kleineren Aufträgen zu tun und kann seine Schulden nur langsam abstottern. Zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt – Michael steckt gerade in den üblichen Schwierigkeiten zu seiner Fernbeziehung Ina – meldet sich sein Onkel und bittet ihn um einen Gefallen: Ein Bekannter von ihm, der Friedhofswärter Molinsky, wird von einem Stalker in Angst und Schrecken versetzt. Kann Michael herausfinden, wer dahinter steckt? Eigentlich müsste Michael den plötzlichen Auftrag ablehnen und ein Wochenende bei Ina verbringen. Aber sein Onkel bietet ihm an, ihm für die Aufklärung das Darlehn zu überlassen. Michael nimmt die Ermittlungen auf, aber noch bevor er etwas klären kann, wird Molinsky auf grausamste Weise ermordet. Die Polizei nimmt einen Junkie fest, doch Michael, der den Mörder hat weglaufen sehen, ist sich sicher, der Junkie ist viel zu groß. Aber warum hat der Mörder eine falsche Fährte gelegt? Braucht er Zeit, um einen weiteren Mord zu begehen? Und was verschweigt ihm sein Onkel über seine Bekanntschaft mit dem getöteten Molinsky.

Michael kommt einer dunklen Seite seines Onkels auf die Spur, der sich nun ebenfalls bedroht sieht. Wie Molinsky hat er kurz nach dem Krieg in einem Kinderheim gearbeitet. Die Akten weisen gegen seinen Bekannten Molinsky schwere Vorwürfe aus, die Michaels Onkel damals zu entkräften suchte. Michael entdeckt ein Foto der jungen Männer, das kurz vor Kriegsende in der Ukraine aufgenommen wurde. Könnte es mit den Vorfällen im Kinderheim in Zusammenhang stehen?

Moritz Wulf Lange ist ein packender Berlin-Krimi gelungen, der nicht nur die gegenwärtige Situation der Menschen in der Stadt beleuchtet, sondern auch einen Blick in die Konflikte der Nachkriegszeit wirft. Junge Männer, die die frühen Kriegserfahrungen verroht haben, bekommen hier Macht über Kinder und reagieren überfordert. Die Wunden, die sie ihren Zöglingen zufügten, reißen ein Leben lang auf und beschwören die Konflikte der Gegenwart.

„Kleine Aster“ ist als Bloomsbury-Taschenbuch erschienen. Unter www.moritz-wulf-lange.de berichtet der Autor selbst über sein Debüt.