Belletristik

Wolfram Eilenberger: Kleine Menschen, große Fragen

Es soll Leute geben, die frisst der Alltag auf, wenn sie kleine Kinder haben. Die vermissen über dem täglichen Einerlei die gedankliche Auseinandersetzung. Dass das so nicht sein muss führt Wolfram Eilenberger in seinem kleinen Büchlein aus dem Berlin-Verlag vor. In 20 kurzen Texten erleben wir den Erzähler mit seiner etwa 5-jährigen Tochter in typischen Situationen: beim Mensch-Ärger-Dich-Spielen, bei der Beobachtung ihrer Rollenspiele (mit imaginären Freunden), am Essenstisch und vielem mehr. Ganz selbstverständlich ist es dabei für den Erzähler, mit der Kleinen im Gespräch zu sein. Gewöhnliche Gespräche, die sich meist auf die Situation oder Erlebtes beziehen und aus denen dann Fragen erwachsen, die die Großen oft mit einer einfachen und schnellen Antwort abtun. Manchmal tut das auch der Erzähler, aber er sinnt darüber nach, was es bedeutet und stößt dabei immer wieder auf philosophische Grundfragen nach dem Woher und Wohin unserer Entwicklung. Gutbürgerlich und etwas störend zitiert er manchmal Nitzsche, Kant und andere Klassiker. Weit angenehmer ist es dabei aber, seinen Gedankengängen zu folgen, die die Auseinandersetzung mit dem Kind auf einer anderen Ebene fortführen. Kinderbetreuung ist eben kein gedankenloses Einerlei, zeigt der Autor und das ist vielleicht die wichtigste Botschaft, die in dieser philosophischen Art vielleicht noch nicht vermittelt wurde.