Belletristik

Val McDermid: Nacht unter Tag

Eigentlich wollte die Familie Prentice nichts mehr mit Mick Prentice, dem Vater, zu tun haben. Der ehemalige Gewerkschaftsfunktionär und Bergarbeiter gilt als Streikbrecher als er vor 23 Jahren aus East Wemys spurlos verschwindet. Seine Frau schlägt sich mit den Kindern selbst durch. Dann aber erkrankt ihr Enkel an Leukämie und ihre Tochter Misha sucht die Hilfe der Polizei, um ihren Vater, einen möglichen Knochenmarksspender, zu ermitteln. Die Polizistin Karen geht dem Fall nach und bereits nach ersten Gesprächen tauchen Zweifel daran auf, dass Mick Prentice, der oft die Einsamkeit gesucht hat, um zu malen, wirklich ein Streikbrecher war.

Zur gleichen Zeit entdeckt die britische Journalistin Annabell in einem verfallenen Landhaus in der Toskana eine Blutlache. Es handelt sich dabei vermutlich um die Tochter von Sir Brodie Grant, einem der reichsten Männer Schottlands, der jahrelang jedes Interview zu seiner Familientragödie gescheut hat.Annabell aber bekommt die Chance ihres Lebens. Ihr will Grant Auskunft geben.

Nacht unter Tag ist vielleicht Val McDermids persönlichstes Buch. Einen großen Teil ihrer Kindheit hat sie bei ihren Großeltern in East Wemyss, dem Bergarbeiterstädtchen verbracht. Der Streik der Bergarbeiter von 1984 gegen die risikoreichen Arbeitsbedingungen und den Hungerlohn ist mehr als eine Legende. Er hat die Leute des Landes geprägt wie kaum etwas anderes. „Nacht unter Tag“ holt dieses Kapitel Arbeitergeschichte hervor und verwirbt es mit Mordfällen und Politik wie es nur Val McDermid kann.