Kinderbuch 9-14 Jahre

Uri Orlev: Das Tier in der Nacht

In „Das Tier in der Nacht“ erzählt ein kleiner Junge aus Israel von seinen nächtlichen Ängsten vor dem unheimlichen Schattentier. Mit den Erwachsenen kann er nicht so recht darüber reden, zumal die Leser im Verlauf der Geschichte auch erleben, wie der Vater des Jungen im Krieg gegen die Araber fällt. Der Junge muss also ganz allein mit seiner Angst und dem Tier fertig werden. Zunächst versucht er, dem Tier ebenfalls Angst einzujagen, denn es fürchtet das Licht. Der Junge denkt sich einen Bannspruch aus und bestrahlt es mit der Taschenlampe. Aber viel weiter kommt er, als er beginnt, dem Tier von sich selbst zu erzählen und sich mit ihm anzufreunden. Das Tier kann ihm nun helfen, weitere Ängste zu besiegen und der Junge kann sogar dazu beitragen, dass die Bankräuber gefasst werden.

Die Auseinandersetzung mit Ängsten vor der Dunkelheit war bisher vor allem Thema von Bilderbüchern. Mit dieser sehr komplexen Geschichte bekommen nun endlich auch die Größeren ein Angebot zum Thema in die Hand. Darüber hinaus ist „Das Tier in der Nacht“ aber auch eine wunderschöne Vater-Sohn-Geschichte, und scheut nicht die Auseinandersetzung mit dem Problem, dass Kinder sich nach dem Tod des leiblichen Vaters ohne Schuldgefühle auf einen neuen Vater einlassen wollen. Trotzdem so mehrere existenzielle Themen in einem Buch aufgegriffen werden, wirkt es durch die ruhige Erzählweise des Autors keineswegs problemlastig, denn er schildert die Bewältigung der Krisen ganz aus der Sicht des Jungen, der die Freundschaft zu seinem Schattentier als die Basis für seine Gegenwart begreift.