Tonke Dragt: Der blaue Mondstein
Nirgendwo gehören Märchen, Fantasy und Abenteuer und vielleicht auch noch ein Schuss Entwicklungsroman so selbstverständlich zusammen wie in Tonke Dragts „Der blaue Mondstein“, das 2005 im Verlag Freies Geistesleben erschienen ist. Die niederländische Autorin (geb. 1930) hat sich mit ihrem Buch „Der Brief für den König“ in die Herzen von Kinderbuch- und Abenteuerfreunden geschrieben. Ihm sind unzählige weitere Romane gefolgt.
„Der blaue Mondstein“ ist ebenso eine Großmutter-Enkel wie Freundschafts-Geschichte. Der 10-jährige Joost, der bei seiner als Hexe verrufenen Großmutter aufwächst, ist in seiner Dorfschule der Außenseiter. Zu viele Märchen hat er den Kindern früher aufgetischt. Von seinem Kater, der sich in einen Tiger verwandeln konnte und den besonderen Nächten, in denen der Mond blau ist. Jetzt glaubt Joost selbst nicht mehr an seine Geschichten. Bis mitten im schönsten Spiel Magoggele, der König der Unterwelt auftaucht. Er hat Prinz I-an an sich gebunden, dem Joost unbedingt helfen will. Unerwartet gesellt sich auch Jan zu ihm, ohne den Joost die Abenteuer der Unterwelt nicht zu bestehen vermöchte.
Wie in jedem guten Märchen lösen Joost und I-an alle Aufgaben, die sich der fürchterliche König der Unterwelt für sie ausdenkt. Zur Hilfe kommt ihnen dabei seine jüngste Tochter, die liebreizende Prinzessin Hyazintha. Auf dem zweitschnellsten Pferd der Welt fliehen sie aus der Unterwelt zum gütigen Zauberer Orm und zum Meeresgott. Aber auch diese hätten die kleinen Helden nicht zu beschützen vermocht, wenn Joosts Oma ihrem Enkel nicht einen silbernen Pullover gestrickt hätte, der sich zur rechten Zeit in ein Kettenhemd verwandelt.
Tonke Dragt erzählt handlungsreich und spannend. Die Übergänge zwischen realistischer Kindergeschichte, Fantasy- und Abenteuerroman und traditionellen, gut bekannten Märchenmotiven sind fließend. Vielleicht ist es gerade das, was einem den Roman so ans Herz wachsen lässt. Der Leser trifft die ebenso spannenden wie wohltuend bekannten Märchen in einer neuen Umgebung wieder, getragen von einer Stimme, die sie sich angeeignet hat, wie kein zweiter. Joost jedenfalls findet mit Hilfe seiner Großmutter, seiner Freunde und der Märchen den Glauben an sich selbst wieder und beschert dem Märchenfreund ein klassisches Happy End.