Barbara Augustin / Gerhard Lahr: Antonella und ihr Weihnachtsmann

Wie warm und entspannt lesen sich doch manche Kindergeschichten aus der DDR neu, wenn man sie ohne ideologische Agitation genießen darf. So ist es mir mit der Geschichte von „Antonella und ihrem Weihnachtsmann“ ergangen.

Die 7-jährige Antonella aus Italien schreibt ihren Wunschzettel an den Weihnachtsmann schon im November. Ein Paar rote Rollschuhe sollen es sein….“und wenn du allerdings noch ein paar Stoffreste hast, könnte ich eine Hose für meinen Affen Angelo gebrauchen. Er ist nur 30 cm groß….“ Tag für Tag wartet Antonella nun darauf, dass der Weihnachtsmann ihren Wunschzettel abholt, aber nichts geschieht. Ob er sie vergessen hat? Oder fast noch schlimmer: Ob er sie gar nicht berücksichtigen kann, weil ihre Eltern den „Zuschuss“ nicht bezahlen können? Diese Gedanken sind fast noch schlimmer als das, dass die Kinder Antonella in der Schule auslachen, weil sie noch an den Weihnachtsmann glaubt.

Doch zum Glück ist Antonella nicht allein. Die Lehrerin verbietet den Kindern zu lachen, der 10-jährige Gino hilft Antonella, einen Brief an den Weihnachtsmann zu schreiben, die Postfrau gibt den Tipp, sich mit der Zustellung an den Luftballon-Pinore zu wenden und die Kinder aus der 10. Schule in Budapest spielen den Weihnachtsmann. Antonellas Glaube an den Weihnachtsmann und die Welt wird gerettet.

„Antonella und ihr Weihnachtsmann“ war keines der Kinderbücher, das in den letzten Jahrzehnten der DDR besonders im Blickpunkt gestanden hätte. Ebenso wenig wie die Autorin Barbara Augustin, die 1940 geboren wurde. Die Bibliothekarin arbeitete aber ab 1963 als freischaffende Autorin und war u.a. auch für die Reihe von „Herrn Fuchs und Frau Elster im Märchenland“ tätig, wo sie auch Hoppel führte und sprach. Umso schöner ist es, dass der Beltz-Verlag sie im Blick behalten hat. Ihre Geschichte von Antonella ist in seinem wunderschönen Sammelband „Erzähl mir vom kleinen Angsthasen – Die schönsten Kindergeschichten der DDR“ erschienen und liegt in diesem Jahr auch als Einzelband vor.

Gerhard Lahr hat die Geschichte ganz im Stil von Kinderzeichnungen illustriert. In der eher grauen Vorweihnachtszeit sind es Antonella, ihr Luftballon und natürlich der Weihnachtsmann, die Farbe in die Tuschezeichnungen bringen.