Belletristik

Tomek Tryzna: Zauberer

Vielleicht darf man es auf die Formel bringen: Tryznas kindlicher Held Romek zeigt uns, wie reich Träume ein armes Leben machen können.

Romeks Familie gerät endgültig an den finanziellen Abgrund, nachdem Diebe die Wohnung ausräumen während der 7jährige Romek für eine viertel Stunde draußen spielt. Der verträumte Romek beginnt nun zu planen, seine Familie wieder zum Aufstieg zu führen. Dann werden sich der alkoholkranke Vater und die hysterische Mutter auch nicht mehr streiten und seine große genervte Schwester Mathilde soll endlich ein Zimmer mit Ballettstange bekommen. Tatsächlich gelingt es Romek mit seiner Mutter nach Warschau aufzubrechen, doch die Bedingungen, es dort zu etwas zu bringen, sind auch nicht besser als in der polnischen Provinz. Immer wieder tun sich den beiden große Chanccen auf, die aber auch ebenso schnell ins sich zusammen fallen. Mit jeder Niederlage ist aber Romek auch um eine Erfahrung reicher, von der er zu neuen Zielen startet.

Tomek Tryzna wurde 1948 geboren und lebt als Filmregisseur und Drehbuchautor in Warschau. Sein erster Roman „Fräulein Niemand“ wurde in Polen über Nacht zum Kultbuch. Tryzna erzählt die Geschichte „Zauberer“ mit unglaublicher Leichtigkeit ganz aus der Sicht seines kindlichen Helden, die angereichert wird durch die Erlebnisse seiner Eltern und seiner Großmutter. Im Mittelpunkt stehen die enge Beziehung Romeks zu seiner Familie und sein Plan, ein großer Schauspieler in Warschau zu werden. Auf der Suche nach alltäglicher, auch finanzieller, Sicherheit im kommunistischen Polen verschwimmen die Grenzen zwischen kindlicher Träumerei und Realität. Einen besonderen Glanz strahlen die Episoden der ersten Liebe des Handwerksjungen zu einer Zigneunerwaise Checi aus. Wehmütig legt man nach 254 Seiten dieses Buch aus der Hand, um es sich für einen schönen Spätsommerabend erneut vorzunehmen.