Belletristik

Tom Wolf: Die Bestie im Turm

Blutrünstiger und subtiler kann ein moderner amerikanischer Psychothriller auch nicht sein.

Allerdings handelt es sich bei der „Bestie im Turm“ um einen „Hansekrimi“, eine Reihe aus der Europäischen Verlagsanstalt, die in Hansestädten des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit spielt. Hier ist es Goslar 1527. Hintergrund der Handlung sind die Auseinandersetzungen des Herzogs mit den Ratsherren der Stadt Goslar um den erzreichen Rammelsberg. Neue technische Verfahren könnten reinstes Kupfer aus ihm fördern, aber solange die Eigentumsfrage nicht geklärt ist, will man die neue Technik nicht zum Zug kommen lassen und keine Begehrlichkeiten wecken.

Vor diesem Hintergrund geschehen bestialische Morde an angesehenen Ratsmitgliedern. Den Haupthelden Daniel Jobst führt die Liebe und das Erbe seines Ziehvaters in die Stadt als die Morde beginnen. Für seinen Ziehvater nimmt er die Arbeit im Rat an und will den ersten Mord am ehemaligen Ratsmitglied Walberg klären. Doch bevor Antworten gefunden werden, geschehen auch schon weitere Morde, die den ersten an Grausamkeit noch übertreffen. Sollte der Entsprungene Hans Meyse etwas damit zu tun haben, der die Ratsherren in der letzten Zeit lauthals aufs übelste beschimpfte? Jeder Mord hinterlässt an den Getöteten symbolische Hinweise. Daniel glaubt bald zu wissen, wer das nächste Opfer sein könnte. Nur wer der Mörder ist, wird ihm nicht klar. An die Taten eines Irren mag er nicht glauben. Statt dessen erfährt er mehr und mehr aus der politischen Vergangenheit des Goslaer Rats.

Wie bereits andere Bände aus der Reihe liest sich „Die Bestie im Turm“ spannend und wirkt in vielen Details mehr gegenwärtig als mittelalterlich, so dass alle Krimifreunde zum Zuge kommen. Zur Veranschaulichung der Handlungsorte sind detaillierte Zeichnungen in den Text eingeflochten. In einem kurzen Nachwort geht der Autor auf Dichtung und Wahrheit für diesen Krimi ein.