Belletristik

Theresa Breslin: Das Medici-Siegel

Italien um 1502 ist kein einheitlicher Staat. Einflussreiche Fürstenhäuser wie die Medici und Borgia sowie der Vatikan versuchen durch Intrigen und Gewalt ihre Macht auszudehnen.

Nach dem Tod seiner Großmutter und einzigen Verwandten wird der 10jährige, aber wesentlich reifere Zigeunerjunge Janek von einem Hauptmann des Fürsten Borgia, Sandino, angestiftet, das wertvolle Medici-Siegel zu stehlen. Der Junge händigt es dem skrupellosen Sandino jedoch nicht aus und wird in einen reißenden Fluss gestoßen. Niemand Geringeres als die Gefolgsleute Leonardo da Vincis retten ihn aus den Fluten. Da Vinci steht in Diensten des unberechenbaren Fürsten Borgia. Der Junge verbirgt seine wahre Identität, nennt sich Matteo und wird im Gefolge da Vincis zu dessen vertrautem Gehilfen. Matteo hofft, dass sein Verfolger, Borgias Hauptmann Sandino, ihn nicht im Dunstkreis von Borgias Bediensteten suchen wird. Aber auch wenn das zunächst zutrifft, wartet noch eine viel härtere Prüfung auf Matteo. Durch da Vinci wird Matteo freundlich von der Fürstenfamilie dell` Orte aufgenommen. Der etwas ältere Sohn Paola wird ihm zum Bruder im Geiste, die beiden Schwestern sind wundervoll Mädchen, mit denen er unbeschwert spielt – doch auf seiner Jagd nach dem Medici-Siegel brennt Sandino die Burg dell’Orte nieder, ohne dass Matteo es verhindern kann. An Paolos Seite versucht Matteo schweigend mit dieser Schuld klarzukommen und zugleich Sandino zu entgehen. Durch seinen väterlichen Freund da Vinci tun sich Matteo immer wieder interessante Zukunftsperspektiven auf, doch die Schuld an den dell’Ortes und der zähe Kampf um das Medici-Siegel lassen sie immer wieder zerspringen.

Theresa Breslin legt einen überwiegend extrem spannenden Roman aus der Renaissance-Zeit vor, der viele Fragen aufwirft: Welcher Nutzen lässt sich von einem einfachen Mann aus einem so wertvollen Siegel ziehen? Welche Entwicklungsmöglichkeiten hat ein Zigeunerjunge im damaligen Italien? Wie verhält es sich mit da Vincis Kunst in der Abhängigkeit von zahlkräftigen Auftraggebern? Welche persönliche Schuld lädt Matteo durch sein Schweigen auf sich und wie hätte er ihr entgehen können? U.v.a.m. Im Rahmen des Abenteuerromans folgt die Autorin diesen Fragen ohne den Gedankenreichtum der Renaissance tiefer aufzugreifen.