Terence Blacker: boy2girl
„Es ist immer gut, wenn etwas geschieht, das einen Lehrer etwas blöd aussehen lässt“, stellt die 8Klässlerin Zia fest. Und damit meint sie den scheinbaren Irrtum der korrekten Schulleiterin, die Sam Lopez als einen Jungen anstatt einem Mädchen vorstellt. Was die Schulleiterin – und auch sonst niemand außer den drei Jungen der Bunkerbande – nicht weiß, ist, dass Sam wirklich ein Junge ist, der sich auf eine Mutprobe der Bunkerbande eingelassen hat und seine erste Woche an der neuen Schule als Mädchen hinter sich bringen soll. Doch auch die Bunkerbande ist auf ihre Weise überrascht von Sams Verwandlung: „Was bei ihm als Junge so nervig gewesen war – sein Selbstvertrauen, sein knautschiger Akzent, sein Bedürfnis, anzugeben, Leute zu schockieren, überhaupt alle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken -, wirkte bei ihm als Mädchen beinahe charmant.“ Terence Blacker greift ein Thema auf, das Jugendliche in der 8. Klasse auf die unterschiedlichste Weise immer wieder beschäftigt: ihre Rollen- und Geschlechteridentität. Er lässt die an der Geschichte beteiligten Personen den Verlauf der Handlung wechselseitig direkt schildern und baut viel Situationskomik und dialogische Spannung ein. Dies sowie das jugendgerechte Thema werden jüngere Leser über einzelne Schwächen es Buches hinweg tragen. Der Einstieg mit dem tödlichen Autounfall der Mutter sowie einzelne psychologische Reflexionen, die Jugendlichen in keiner Weise anstehen, sind wenig gelungen.
Neben dem Rollentausch der Geschlechter interessiert sich auf einmal auch der aus dem Knast entlassene Vater für seinen durch das mütterliche Erbe reichen Sohn und ermittelt, bei welcher Familie er zu finden ist. „Boy2girl“ ist bei Beltz & Gelberg als Gulliver-Taschenbuch erschienen und garantiert humorvolles Entspannen.