Stephan Porombka: Schreiben unter Strom

Unter dem renomierten Professor für kreatives Schreiben und Kulturjournalismus Hanns-Josef Ortheil ist Herausgeber einer inspirierenden neuen Duden-Reihe zum kreativen Schreiben. Trotz der typischen gelben Duden-„Einblendung“ auf dem Cover kommen die kleinen Bücher mit den abgerundeten Ecken und kreativen Kritzeleien bereits als etwas Besonderes daher. Jeder ihrer Bände wie:

Schreiben Tag für Tag (Journal und Tagebuch)

Schreiben dicht am Leben (Notieren und Skizzieren)

oder eben Schreiben unter Strom (Experimentieren mit Twitter, Blogs, Facebook und Co)

will dazu anregen, ein breites Spektrum lebensnaher Schreibanlässe zu literarischen Schreiben auszuweiten.

In seinem Band „Schreiben unter Strom“ beginn Stephan Porombka mit einem historischen Rückblick auf den Großmeister überhaupt: Goethes Haus am Frauenplan mit seinen funktional angelegten Zimmern wird mit unserem Arbeitsplatz am Computer verglichen. So wie wir verschiedene Programme zum Texten, Mailen, für Grafiken und mehr haben, die mehr oder weniger miteinander in Verbindung stehen, so hatte Goethe seine Räume für Bilder, seine Bibliothek, das Besuchszimmer u.v.a.m. Zwischen diesen Bereichen wurde ein Austausch bewusst gefördert.

Porombka beginnt mit den kleinen Formen, die möglicherweise weniger Zeit erfordern: Er regt an zu SMS-Lyrik und knüpft hier ebenfalls die Verbindung zu Klassikern wie Brecht, natürlich wieder Goethe oder dem beliebten Haiku.

Den Umgang mit Twitter erläutert er am Beispiel der PRO 7-Moderatorin Else Buschheuer. Für die „Neuübersetzung“ klassischer Romane ins „Twitter-Englisch“ führt er die Autoren Aciman und Rensin an, allerdings werden hier vom Leser Englisch-Kenntnisse vorausgesetzt. Wer sich mit dem Internet beschäftigt, kommt natürlich nicht im den E-Mail-Roman herum. Beispiel hierfür sind Matthias Zschokke mit „Lieber Niels“ oder Diniel Glattauer „Gut gegen Nordwind“. Aber vor allem das Bloggen scheint d i e Schreibweise der Gegenwart zu sein. Fast jeder 10. Internetnutzer schreibt in Blogs, die Porombka als ein besonders geeignetes Experimentiermedium bezeichnet. Am Ende schließt er mit multimedialen nichtlinearen Erzählprojekten, die zwischen Schreiben, Performance und Film spielerisch wechseln.

Jedes seiner Kapitel hält Schreibaufgaben bereit, wobei deren Qualität darin besteht, dass Porombka sie ausführlich in Detailaufträge zerlegt, dazu Anregungen gibt und auch vor Stolperstellen warnt.

„Schreiben unter Strom“ ist ein gut lesbares Sachbuch, das Lust darauf macht, mit sich in die Versuche moderner Literatur hineinzulesen und mit den neuen Medien zu experimentieren.