Belletristik

Sebastian Fitzek: Das Kind

Fitzeks „Kind“ ist ein Psychothriller für Krimifans, die spannende Unterhaltung lieben, sich auf Reinkarnation und deren möglicherweise wissenschaftliche Erklärungsversuche einlassen und bereit sind, dramatische Übersteigerungen zu akzeptieren.

Im Mittelpunkt der Handlung steht der 45-jährige Anwalt Robert Stern aus Berlin, der etwa 10 Jahre vor der Handlungszeit sein nur zwei Tage altes Kind durch Plötzlichen Kindstot verloren hat und seitdem emotional belastet seinem Job nachgeht und jede Beziehung vermeidet. Ausgerechnet ihn muss seine Bekannte, eine Krankenschwester, mit ihrem 10-jährigen Patienten Simon bekannt machen. Simon führt Stern zum Skelett einer Leiche. Doch diese bleibt nicht die einzige, von der Simon weiß. Alles Verbrecher „der übelsten Sorte. Mord, Vergewaltigung, Prostitution, Folter. Sie haben sich einmal durch die Kapitaldelikte des Strafgesetzbuches gearbeitet…und eine Blutspur durchs Land gezogen“, bei der die Ermittler mit dem Aufwischen nicht mehr hinterher kamen. Einer dieser Verbrecher scheint aber mit dem Leben davongekommen zu sein und der 10-jährige Simon meint nach einer Rückführungssitzung dazu beauftragt zu sein, auch diesen zu ermorden. Er möchte Stern als seinen Anwalt haben.

Eigentlich könnte Stern das Gerede von Reinkarnation kalt lassen. Doch zur selben Zeit als Simon ihn um Hilfe bittet, wird ihm ein Video zugespielt, auf dem er sowohl die letzten Minuten seines kleinen Sohnes sieht als auch einen Zehnjährigen, der dasselbe Muttermal wie sein Sohn hat. Man behauptet, den Tod seines Sohnes nur vorgetäuscht zu haben und ihm die Adresse seines Sohnes geben zu können.

Stern nimmt also wohl oder übel die Ermittlungen auf und begegnet einem skrupellosen Kinderporno-Ring. Außerdem gerät er ins Visier der Polizei, die ihn für die Morde verantwortlich machen will.

Fitzeks großes Plus ist, dass er aktionreich und spannend schreibt. Sein Thriller ist über weite Strecken dort am spannendsten, wo sein Hauptheld Stern sich tatsächlich mit kriminalistischer Aufklärungs- und Verfolgungsarbeit auseinandersetzen muss. Er legt wert darauf, die Motivation seiner Helden mit einem glaubwürdigen Hintergrund auszustatten. Alles, was Fitzek im Sinne von Mysterie noch daran knüpft und dann scheinbar selbst ungläubig real aufzulösen versucht, bleibt dahinter zurück, lässt sich aber für gutwillige Leser verschmerzen. „Das Kind“ ist Fitzeks drittes Buch. Bereits seine ersten Bücher „Amoklauf“ und „Therapie“ haben die Bestsellerlisten erobert. Sympathisch auch die persönliche und humorvolle Danksagung am Ende des Buches, die auch den Leser nicht vergisst und einen kleinen Einblick ins Leben des Autors gewährt.