Regina Dürig: 2 1/2 Gespenster
Der geheimnisvolle Typ mit den roten Cowboystiefeln, der drei Stück Zirtronen-Mohn-Kuchen im Cafè isst ohne zahlen zu können, spaltet Jonnas Familie. Die jugendliche Jonna ist zum ersten Mal verliebt, ihr Vater fühlt sein sozialpädagogisches Talent herausgefordert aber ihre Mutter lehnt seine rücksichts- und verantwortungslose Haltung ab. Leo, so nennt er sich zumindest, fängt ungelernt und ohne Vertrag in der Druckerei von Jonnas Vater Dominik an. Dort sind „Gespenster“ die Reste alter Motive auf den Siebdruckstöcken. Im Roman werden sie auch zum Symbol für Leos unheimliches Spiel, das er vor allem mit der unerfahrenen Jonna treibt. Dabei geht es nicht, wie man meinen könnte, um direkten Missbrauch. Als die beiden auf einem Wochenendausflug in einem kleinen Nest an der Nordsee hängen bleiben, weicht er dem Mädchen sogar direkt aus. Doch gerade das verletzt nicht nur Jonna, auch ihr Vater wird von Leo, der den Sommer über zuverlässig in der Werkstatt geholfen hat, während des Weihnachtsgeschäfts sitzen gelassen. Langsam erkennt die Familie, dass Leo nicht zu helfen ist, doch inzwischen ist Jonnas Mutter schon ausgezogen.
Regina Dürig ist 1982 geboren und studierte am Schweizerischen Literaturinstitut. Für den bei Beltz & Gelberg erschienen Jugendroman erhielt sie den Peter-Härtling-Preis. Wie Peter Härtling, der Namensträger des Preises ist, gelingt auch ihre ein Blick auf die Realität von Kindern und Jugendlichen heute, doch anders als der Preisträger schmilzt sie die direkte Handlung auf ein Minimum ein und arbeitet stark mit literarischen Anspielungen. Ob das Jugendlichen ebenso wie Erwachsenen den Zugang zum Roman eröffnet, bleibt fraglich. Reifere Leser werden sich über den sensiblen Text mit dem sozialkritischen Thema aber freuen.