Kinderbuch 9-14 Jahre

Peter Härtling: Paul das Hauskind

Nach fast einem Jahrzehnt ist er wieder da: der große deutsche Erzähler realistischer Kinderliteratur. 2000 erschien „Reise gegen den Wind“ von Peter Härtling, danach gab es einige Klassikerausgaben für Kinder von ihm, er schrieb Bücher und Essays für Erwachsene in der ihm klaren, unverwechselbaren Sprache. Nun dürfen sich Kinder in „Paul das Hauskind“ wiederfinden.

Der 10-jährige Paul könnte sagen: Es geht ihm gut. Schließlich kümmert sich ein ganzes Haus um ihn, von alt bis jung, von unkonventionell bis studiert. Aber Paul geht es dennoch schlecht. Seine Eltern haben sich „auseinander gelebt“. Das erfährt er von seiner Mutter am Telefon. Zum Ärger des Vaters ist ihr ihre Arbeit in New York scheinbar wichtiger als die Familie. Aber auch der Vater ist beruflich viel unterwegs. Und wenn er unerwartet nach Hause kommt, so kann Paul sich gar nicht so schnell darauf einstellen, aus Oma Käthes Dachgeschoss zu Papa für eine Nacht nach unten zu ziehen. Ruhigen Gewissens könnte der Vater seine Erziehungsaufgabe vorübergehend an den ehemaligen Oberstudienrat oder Dr. Schwarzhaupt, den Anwalt im Ruhestand, abtreten. Sie unterschreiben die Arbeiten und versuchen sich mit Paul auseinander zu setzen. Aber Paul will, dass seine Eltern die Diktate unterschreiben und die Elternversammlung besuchen. Versorgung und Betreuung sind eben nicht Familie und Geborgenheit.

Peter Härtling konzipiert eine Geschichte, wie es sie heute tausendfach gibt. Sie erzählt wie „Ben liebt Anna“ oder „Lena auf dem Dach“ von den Sorgen und Problemen der Kinder. Er sucht kein besonders trauriges Schicksal. Er beschreibt eine Hausgemeinschaft um ein Kind, wie sie oft vermisst wird. Er zeigt glaubhaft, dass sie keine Utopie ist. Und dennoch ist nicht alles gut und Paul durchlebt einen Sommer, in dem sich alles ändert. Auch er selbst.

„Paul das Hauskind“ ist wie die meisten Kinderbücher von Peter Härtling bei Beltz & Gelberg erschienen.