Mireille Geus: Big
In das große weiße Haus, das seit Jahren leer steht und Jugendlichen im Sommer für Partys und mehr dient, zieht auf einmal ein Mann mit seiner Tochter ein. Abigail, die sich lieber Big nennen lässt. Ausgerechnet zu der etwas zurückgebliebenen und von allen abgelehnten Dizzy nimmt Big Kontakt auf. Dizzy ist froh, endlich eine Freundin zu haben, mit der sie gemeinsam etwas unternehmen kann und die sie nach der Schule erwartet. Doch es gibt auch Situationen, in denen Big Dizzys Bedürfnisse und Gefühle einfach übergeht und darauf pocht, Dizzy müsse beweisen, dass sie zu ihr stünde. Andererseits scheint Big sich auch für Dizzy einzusetzen. Sie überredet Dizzy, die Jungs in einen dunklen Tunnel zu sperren, um sie dafür zu bestrafen, dass sie Dizzy nicht annehmen. Was als kindliche Rache beginnt, entwickelt eine Dynamik, die Dizzy unheimlich ist und die zum Verbrechen wird. Und Big scheint es auch noch zu gelingen, die Sonderschülerin als Anstifterin darzustellen.
Mireille Geus spitzt die Handlung auf das Ende hin zu. Sie fragt nach der Schuld von Mitläufern und Zivilcourage. Sie zeigt, wie schwer sogenannte Jugendfreundschaften manchmal belastet werden. Als Big sich ein Jahr nach der Tat bei Dizzy meldet, muss Dizzy zeigen, ob sie Zeit genug hatte selbst zu reifen.
In den Niederlanden erhielt „Big“ 2006 den höchsten Jugendbuchpreis, den Goldenen Griffel. Nicht zuletzt, weil Mireille Geus aktuelle Probleme der jugendlichen Entwicklung aufwirft, und auch, weil es ihr gelingt, sich in ihre Helden hinein zu versetzen. Bereits dass Big in das leer stehende Haus einzieht, hätte die erfahrenen Leser neugierig machen müssen. Ebenso wie dass Big große Probleme mit ihrem Vater hat, der immer nur indirekt erwähnt wird.