Jugendbuch

Mats Wahl: Du musst die Wahrheit sagen

Mit seinem neuen, bei Hanser erschienen Jugendbuch „Du musst die Wahrheit sagen“ knüpft Mats Wahl neben anderem an eines seiner ersten Jugendbücher „Mauer aus Wut“ an. Inzwischen aber hat man den Eindruck, dass er aufgrund seines Erfolgs seinen Stammlesern viel Geduld zumutet.

Zum wievielten Mal zieht der 15-jährige Tom mit seiner Mutter und seinen Stiefgeschwistern eigentlich um? Jetzt aber soll es für immer sein. Die Mutter hat das Haus ihrer Großmutter geerbt, auch wenn die Familie sich nicht gut verstanden hat. Es liegt idyllisch an einem großen See in Schweden. Seinen Haupthelden Tom führt Mats Wahl sehr direkt als die sympathische Figur im Buch ein. Er wird von seinem Halbbruder Morgan gemoppt, seine Mutter wirkt bindungsschwach und wenig durchsetzungsfähig, ein wenig Nähe stellt sich höchstens zu seiner Schwester Annie her. In der neuen Schule, in die Tom kommt, ist er völlig unterfordert.

So ist Tom auf sich allein gestellt, wenn da nicht der ehemals deutsche Nachbar wäre: Herr Berger. Tom geht ihm im Garten zur Hand und wird in ein unglaubliches Geheimnis eingeweiht: Er ist der unbekannte Vater seiner Mutter, sein Großvater. Doch Toms Mutter fällt es schwer, auf den alten Mann zuzugehen und familiäre Gefühle aufzubauen. Wichtiger ist es ihr, einen Liebhaber zu finden. Es könnte der Polizist Dick sein, doch dieser entdeckt nicht nur die Reize der Mutter.

Tom beobachtet alle diese Vorgänge, findet jedoch nur ansatzweise die richtigen Worte dafür. Doch das spielt keine Rolle, denn zur Sprache bringen möchte man das nicht. Der einzige Ausweg sich dagegen zu wehren, scheint in Gewalt zu liegen. Am Ende scheint nicht der fiese Morgan das schwarze Schaf der Familie zu sein, sondern Tom.

Mats Wahl sagt zu seinem Roman selbst: „Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, hoffnungsvolle Geschichten zu schreiben. Ich sehe es als meine Aufgabe, gute Geschichten zu schreiben. Und das ist nicht dasselbe.“ Ihm ist wieder ein Jugendroman gelungen, der die Seele allein gelassener und missbrauchter Kinder sehr genau unter die Lupe nimmt und ihre Aggressivität als Hilferuf versteht.