Jandy Nelson: Über mir der Himmel
Lennie Walker ist 17 Jahre alt. Sie ist die einzige 2-D-Person in einer 3-D-Familie und bekennt ihrer Freundin, die „letzte standhafte Jungfrau“ zu sein. Sie wächst bei ihrer pflanzenverliebten und esoterisch angehauchten Großmutter auf, die Lennie zärtlich „Kleine Wicke“ nennt. Doch seit dem Tod ihrer über alles bewunderten großen Schwester Baily erreicht auch Grama ihre Kleine Wicke kaum. Lennie fühlt sich zum zweiten Mal um eine enge Bindung betrogen.
Ihr Gefühlschaos teilt zunächst nur Toby, der Freund ihrer älteren Schwester. Er ist der wildeste Skater im Ort und begeht halsbrecherische Kunststücke. In ihrer Einsamkeit finden beide mehr zueinander als Lennie lieb ist. Betrügt sie ihre große Schwester?
Zugleich aber gibt es noch einen neuen Schüler an ihrer Schule und im Schulorchester. Joe Fontaine, der so strahlt wie es ihre Schwester hat, der wahnsinnig gut Gitarre spielt, dessen Lebenslust sie mitzureißen vermag.
Die verlassene Lennie steht auf einmal zwischen zwei Jungen und hat keine Ahnung, wie sie sich entscheiden soll. Joe stößt ein Fenster in ihrem Herzen auf und lässt Licht hereinfluten. Bei Toby fühlt sie sich mit ihrem Schmerz geborgen.
Gerade der Tod ihrer Schwester verhilft Lennie dazu, erstmals sich selbst zu entwerfen. Mit ihrer Entscheidung in Sachen Liebe heilt sie sich und findet den Weg zurück ins Leben.
Jandy Nelson ist ein herrlicher Jugendroman gelungen. Nach einem etwas trägen Einstieg wird er die Jugendlichen vor allem über die skurrile Gestaltung der (Neben)-Figuren und durch die den Jugendlichen eigenen übertriebenen Sprachefloskeln für sich einnehmen. Die Erzählstimme mit ihrem dynamischen Verve wird zu Beginn oder dem Ende eines Kapitels durch Lennies lyrikartige Notizen auf Zetteln unterbrochen, die sie im ganzen Ort verteilt. Gerade die Verknüpfung von Trauerbewältigung und erster Liebeserfahrung bietet den jungen Lesern breite Identifikationsmöglichkeiten.
„Über mir der Himmel“ ist bei cbj erschienen.