J.L. Witterick: Das Geheimnis meiner Mutter

Im polnischen Sokal treffen 1942 vier Familien auf dramatische Weise aufeinander. Nach der Trennung von ihrem egoistischen deutschen Mann hat sich dort die Polin Franciszka mit ihren fast erwachsenen Kindern Helena und Damian niedergelassen und bewirtschaftet einen kleinen Hof. Ihre Tochter Helena verliebt sich noch zu Friedenszeiten in den Deutschen Fabrikbesitzer Casmir. 1942 wird der Ort, der durch den Fluss Bug getrennt ist, zur Hälfte von Deutschen und zur Hälfte von Russen besetzt. Aus dem jüdischen Ghetto flieht die Familie um Bronek mit zwei Frauen und einem Kind und bittet Franciszka, ihnen Unterschlupf zu gewähren. Sie verbirgt sie im Boden des Schweinestalls. Ebenfalls fliehen muss der jüdische Chirug des Ortes mit seiner Frau. Ihn versteckt Franciszka im Keller. Als die Deutschen nach Russland einberufen werden, bittet auch der deutsche Soldat Wilhelm um Hilfe, der das Töten nicht mehr ertragen kann.

Im Jugendbuchverlag cbj erzählen sie alle die Geschichte ihrer Rettung. Ohne Pathos schildern sie die mutige Haltung von Franciszka, die ihren eigenen Sohn verliert, der die Partisanen unterstützt. Sie und ihre Kinder sind keiner Gesinnung oder Partei verpflichtet außer der Menschlichkeit und setzen sich den größten Gefahren aus. Es gelingt ihr, die Verfolgten nicht nur vor den Deutschen zu verbergen, sondern auch untereinander haben die Flüchtlinge keine Ahnung vom Ausmaß der Hilfsbereitschaft einer polnischen Frau, die nicht nur das Versteck tarnen, sondern auch Nahrung und Medikamente beschaffen muss.

Die fiktive Geschichte beruht auf Tatsachen. Vor dem Krieg lebten 6000 Juden im polnischen Sokal. Nach dem Krieg waren es nur noch 30. 15 davon hat eine Frau namens Franciszka Halamajowa gerettet, die dafür als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt wurde. Zu diesem Titel kommt nun das sich schnell lesende, aber lange im Gedächtnis bleibende Buch „Das Geheimnis meiner Mutter“ von J L. Witterick. In einfacher und klarer Sprache wechselt er viermal die Perspektive und lässt die Hauptpersonen selbst ihr Schicksal erzählen. Cbj sorgt mit einer günstigen Taschenbuchausgabe (7,99 Euro) für die Verbreitung.