Gunnar Müller-Waldeck: Die Geschichte des legendären Droschkenkutschers Gustav Hartmann

Zum 80-jährigem Jubiläum der legendären Droschkenfahrt des Eisernen Gustavs erscheint im Verlag Das Neue Berlin jetzt ein opulentes Sachbuch, das der Legende um den Kutscher mit seinem treuen Fuchswallach Grasmus und der spektakulären Fahrt von Berlin nach Paris und zurück in nur etwas mehr als fünf Monaten nachgeht. Der Eiserne Gustav, wie der Kutscher Gustav Hartmann genannt wurde, avancierte mit seiner Fahrt zu den Berliner Originalen wie es nur der Hauptmann von Köpenick oder Zille waren. Kein Wunder, dass sich niemand geringer als Hans Fallada bereits für diesen Helden interessierte. Immerhin war er bereits 68 Jahre alt, als er sich zu seiner Tour entschloss. Er trat sie vor dem Hintergrund an, dass Automobile die Droschken verdrängten, Lindberg ein Jahr zuvor den Atlantik überquert hatte und Physiker den Mondflug für möglich hielten. Es ist nicht sicher, was es war, das den Eisernen Gustav zu seiner Tour antrieb. War es Abenteuerlust, Aufbegehren gegen das Aussterben seines Berufsstandes, purer Geschäftssinn oder sogar der Wunsch zur

Völkerverständigung beizutragen? Immerhin entkrampfte sich durch die jubelnden Massen in beiden Hauptstädten das angespannte Verhältnis beider Völker, die sich im Ersten Weltkrieg als Gegner gegenüber standen. Die Wahrheit wird jedoch wie immer zwischen allen diesen Beweggründen zu finden sein. Das zeigen nicht zuletzt die gewöhnungsbedürftigen markigen Sprüche Gustavs. Sie sind offenbar dem journalistischen Reisegefährten H.H. Theobald zu verdanken.

Der emeritierte Germanistikprofessor Gunnar Müller-Waldeck nimmt diese Sprüche ebenso auf wie viele Zeitzeugnisse, wobei es gerade letzteren gut getan hätte, auf Wesentliches hin gekürzt zu werden. Er versammelt neben der der persönlichen und Zeitgeschichte um den Kutscher auch zahlreiche Interviews, literarische Texte, Fotos und Faksimiles von Dokumenten jener Zeit.