Gary Small / Gigi Vorgan: iBrain – Wie die neue Medienwelt Gehirn und Seele unserer Kinder verändert

Der Computer ist aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken. Aber was macht der Computer mit unserem Denken, unserem Gehirn? Nimmt dieses relativ neue Arbeitsmittel Einfluss auf unser Gehirn? Die Evolution formte den Menschen über Jahrtausende. Veränderungen wurden in kleinsten Schritten manifest. Aber die Wissenschaftler Garry Small und Gigi Vorgan stellen fest: mit dem Computer verändern sich neuronale Verschaltungen dauerhaft und vor allem in rasantem Tempo und das hat Auswirkungen auf unsere Kultur.

Derzeit existieren noch zwei Generationen nebeneinander. Die von Small und Vorgan als digitale Einwanderer (digital emigrants) bezeichnete Generation von etwa 40 plus. Auch wenn die meisten von ihnen sich den PC erobert haben, sind ihre Gehirnstrukturen noch weitgehend unbelastet von seinem Einfluss. Ihre Kinder, die digitalen Eingeborenen (digital natives) dagegen, wurden mit dem Computer, mit Lernspielen, Fernsehen, Telefon etc. bereits konfrontiert, während sich ihr Gehirn erst noch aufbaute. Während ihre Elterngeneration ihre Freizeit noch in Kindergruppen, mit Büchern u.a. Beschäftigungen verbrachte, dominieren bei ihren Kindern medial vermittelte Kontakte. Ständig wird geguckt, ob eine sms, ein Anruf oder Mail eingegangen ist. Das bedeutet für das Gehirn dauerhafte Alarmbereitschaft und umgehende Belohnung. Abwarten, ausspannen oder Belohnungen aufschieben ist darum unseren Kindern schwerer möglich als ihren Eltern. Allerdings ist es ihnen besser möglich, auf mediale Reize zu reagieren, das so genannte Multitasking auszuüben.

Small und Vorgan plädieren keineswegs dafür, den entstandenen Fortschritt abzuschaffen, aber sich machen auf seine beiden Gesichter aufmerksam. Mit verschiedensten Studien warnen sie sanft davor, jüngere Kinder zu lange den digitalen Medien zu überlassen und sie zeigen, dass Fähigkeiten wie Empathie, die Kunst, Körperhaltung und Gesichtsausdrücke zu entschlüsseln und mit nicht-stoffgebundenen Süchten umzugehen, extra trainiert werden müssen. Und für diese durch die Evolution eigentlich ausgeprägten Fähigkeiten brauchen Kinder von heute ihre Eltern und Großeltern. Denn diese haben ihnen aus diesen Bereichen viel mitzugeben. Umgekehrt können Kinder deren Leben vereinfachen, indem sie ihnen helfen, eine Welt zu erobern, in die die digital emigrants nicht von Kindesbeinen an hineingewachsen sind.