Belletristik

Erhard Schümmelfeder: Leicht-Sinn-Gedichte

Gedichte sprechen am besten für sich selbst. Vor allem die spritzigen wie:

Reime

Gut merkt man sich die Glatten,

die wir schon immer hatten.

Besser merkt man sich die Platten,

weil sie sich nicht scheuen,

unser Herz zu erfreuen.

Charmant! Charmant!

Aber am besten merkt man sich

seinen Kontostand.

Erhard Schümmelfeder (geb. 1954 im Weserbergland) legt mit „Leicht-Sinn-Gedichte & Achilles-Verse“ den Lesern einen überaus vielfältigen Gedichtband vor. Ein spielerisch-leichter Umgang mit der Wirklichkeit schwebt dem Autor vor, wie er im Vorwort anklingen lässt. Doch bei aller Leichtigkeit mischt sich in das ein oder andere Produkt immer auch etwas vom Ernst des Lebens. Nicht zuletzt, weil jeder seine Achilles-Verse, die verletzliche Stelle, mitbringt, wenn er die Wirklichkeit näher betrachtet. Obwohl es nach Jahrzehnten der Kronkreten und Visuellen Poesie eigentlich nicht mehr nötig ist, rechtfertigt Schümmelfeder den Ton seiner Gedichte im Vorwort: „Ich weiß: Die Ethik der Poesie heißt Metrik; auch in der Dichtung gibt es eine Straßenverkehrsordnung: Meine …Verse sind dichterische Exkursionen, die vergleichbar sind mit einer nächtlichen Autofahrt ohne Führerschein durch den verminten Garten der Poesie…Es gibt leichtsinnige Geschwindigkeitsüberschreitungen, das Nichtbeachten von Stopschildern, Parken im Parkverbot, unachtsame Fahrmanöver, gelegentliche Zusammenstöße und Situationen, in denen von Fahrerflucht gesprochen werden kann.“ Allein schon dieses Bild – wie selten im Vorwort eines Gedichtbandes – macht zu Recht neugierig.

Wer den Band danach aufschlägt wird von Kreativität schier erschlagen. Nichts scheint sicher vor dem Autor. Kein Text, kein Foto keine Grafik. Bei vielem schwingt ein Hauch Poesie sie mit, die sich vom im Titel zitierten Achilles über Fontane bis mindestens zu Erich Fried streckt (Wie heißt der Schlüssel zum Verständnis der Welt). Doch meint man den Autor beim Wort nehmen zu können, löst sich der Punkt in ein Komma auf oder gleitet gar hinüber ins Grafische.

Nur etwas für Experten? Eigentlich nicht. Verse wie:

„Na endlich, maulte das A,

als es an der Reihe war.“

oder „Eine Brücke aus Worten“ gehören eigentlich bereits neben Jandl & Co in die Lesebücher.

„Leicht-Sinn-Gedichte & Achilles-Verse“ ist im Verlag Solar Plexus, Beverungen erschienen und kostet 10,- Euro.