Belletristik

Elli H. Radinger: Wolfsküsse

Wenn es um Wölfe geht, so ist die „Aussteigerin“ zum Workoholic geworden. Hundefreunde verschlingen seit dem letzten Jahr ihren Ratgeber „Wölfisch für Hundehalter“ (siehe Archiv Sachbücher). Jetzt legt sie mit „Wolfsküsse“ eine Art Biografie vor.

Der Einstieg ist kurz gehalten: gescheiterte Ehe, enttäuscht von ihrem Job als Rechtsanwältin verdient sich Elli H. Radinger Geld als Stewardess und entdeckt im Urlaub ihr Lebenselexier: Wölfe. So lässt sie bald schon Heimat und Beruf hinter sich und bewirbt sich als Praktikantin bei Klinghammer im Wolf-Park. Klinghammer überlässt die Entscheidung den Tieren. Und als der erste Gehegewolf sie stürmisch zu Boden küsst, ist es um die junge Deutsche geschehen. Sie besucht Seminare und Workshops bis sie selbst zum Wolfguide für Touristen werden kann. Elli Radinger gründet mit anderen Wolfsbeobachtern eine Familie auf Zeit. Viele nutzen jedes freie Wochenende um in Amerika in den Yellowstone Nationalpark zu kommen und frei lebende Wölfe zu studieren. So unterschiedlich wie ihre Herkunft ist, so nahe bringt sie doch ihr Hobby, die Wolfsbeobachtung zusammen, an der Elli H. Radinger ihre Leser in diesem Buch teilhaben lässt.

Dabei wird dem Leser klar, was die Autorin fasziniert: Wolf ist nicht gleich Wolf. Schon bei den Gehegewölfen, die die erste Station der Autorin bildeten, wird ihr klar, jedes Tier nähert sich dem Menschen anders und will anders behandelt werden. Der eine kann nicht genug Kuscheleinheiten bekommen, der andere will raufen und der nächste Distanz wahren. Ähnlich ist es bei den frei lebenden Wölfen. Jeder hat seine besondere Aufgabe innerhalb des Rudels und übt sie auf individuelle Weise aus. Es gibt diktatorische Leitwölfe und soziale Führer. Die Autorin bekennt sich zu ihren Gefühlen, die in ihre Beobachtungen einfließen – ein Vorgang, den viele Biologen ablehnen. Für Radingers Art der „Berichterstattung“ sind sie aber unerlässlich. Damit lässt sie auch Leser an ihren Erlebnissen teilhaben, die die reale Begegnung mit Wölfen nicht erfahren konnten. Immer wieder hält sie inne und überlegt, was die Wölfe ihr für das eigene Leben in Bezug auf

– Familie

– Führung

– Heimat

– Zeit

– Macht u. a. vermitteln können. Elli H. Radingers Biografie: „Wolfsküsse“ ist bereits 2011 im Verlag rütten & loening erschienen. Wer aus dem Buch direkt einsteigen möchte ins Wolfsleben findet im Serviceteil Informationen zu Wolfsprojekten und -patenschaften.