Belletristik

Elli H. Radinger (Hrsg.): Wölfen auf der Spur

Zu den bekanntesten deutschen Wolfsforschern gehört gewiss Elli H. Radinger. Besonders Hundefreunden ist ihr vorletztes – auch auf Schreibfeder.de vorgestelltes – Buch: „Wölfisch für Hundehalter“ ans Herz gewachsen. Inzwischen fasst sie ihre Wolfsbeobachtungen unter „Wolfsküsse“ bei Rütten & Loening – demnächst bei Schreibfeder – zusammen.

Quasi zwischen diesen Büchern ist eine ganz eigene Anthologie im Mariposa-Verlag entstanden, für die sie als Herausgeberin gewirkt hat: „Wölfen auf der Spur“. Elli H. Radinger ist auch nicht zum ersten Mal Herausgeberin. Bereits vor einigen Jahren hat sie den Band „Pfotenliebe“ betreut, in der (Laien)-Autoren ihre Erlebnisse mit Haustieren schildern.

In dieser Anthologie nun sind es ihre „Herzenstiere“, zu denen sich über 100 Autoren geäußert haben. Die 21 besten Texte finden sich in diesem kleinen Band versammelt. Anders als man es vielleicht von der Herausgeberin des Wolfs-Magazins und Forscherin im Yellowstone-Nationalpark erwarten könnte, sind es kaum die lebenden Wölfe, die uns in diesem Band begegnen. Insofern stellt „Wölfen auf der Spur“ auch eine interessante Ergänzung zu Elli H. Radingers sonstiger Arbeit dar.

In den meisten Texten ist es doch eher eine fiktive Begegnung mit dem Wolf. Die Erzähler denken über sich und das Verhältnis zu ihm oder die Natur nach. Für andere ist der Wolf auch so symbolträchtig aufgeladen, dass er die Fantasy-Figur schlechthin ist, mit der sie ohne eine lange Hinführung ihre Leser verzaubern wollen wie in „Apfelblüte und Falkenauge“. Doch auch wenn es oft fiktive Wölfe sind, so betont die Herausgeberin, dass es bei der Textauswahl wichtig gewesen ist, dass sich keine fachlichen Fehler eingeschlichen haben und die Wölfe immer noch authentisch dargestellt wurden. Neben den vielen Prosa-Texten kommen auch lyrische Arbeiten im Buch zu Wort. Fast 300 Jahre nach Grimm zeigen die Geschichten allesamt ein verändertes Bild vom Isegrimm, der erbarmungslos gejagt wurde und um dessen Schutz man nun bemüht ist.

So wird der Wolf in dieser Anthologie oft zum Retter, z.B. führt Wolf Odrin ein kleines Mädchen aus der Gefahr oder wird in der Begegnung mit einem verletzten Naturfotografen zum Sinnbild der Hoffnung. Andere Texte bekennen sich aber auch eher zum status quo: Wolf und Mensch stehen sich feindlich gegenüber wie in „Streifenwölfi“, wo ein kleiner Wolf sein Rudel davor rettet, zur Publikumsattraktion in Zoos zu werden.

„Wölfen auf der Spur“ (ISBN: 978-3-927708-52-5), erschienen im Herbstprogramm des Mariposa-Verlags ist überall im Buchhandel oder beim Verlag direkt portofrei in Deutschland erhältlich.