Belletristik

David Walliams: Propeller Opa

Wer mich kennt, würde nicht vermuten, dass ein Roman über den englischen Luftkrieg mein Herz erobert hat. Zumal der englische Autor David Walliams mir völlig unbekannt war. Es war also purer Zufall, dass dieses Buch mir als „Bücherspende“ in die Hände fiel. Auf dem Cover fliegen die Haupthelden des Romans, Großvater Bunting, genauer Oberstleutnant Bunting, und sein Enkel, genauer „alter Knabe oder Staffelkapitan“ Jack, in einer Spitfire, wie sie der alte Herr im Krieg gesteuert hat, „auf auf und davon“. Und so wie sie die Arme hochreißen, scheinen sie viel Spaß dabei zu haben.

Aber sie sind die einzigen, die Spaß haben. Tatsächlich ist es das Jahr 1983 und der Krieg ist seit fast 40 Jahren beendet. Jacks Opa ist nicht mehr Oberstleutnant, sondern wird immer verwirrter. Das wird für die Eltern von Jack zum Problem. Aber Jack kann seinen Opa verstehen. Er selbst träumt davon, einmal mit einer Spitfire zu fliegen. Und er versteht überhaupt nicht, dass seine Eltern Opa in das „Altersheim Twilight Towers“ einweisen lassen wollen. Zumal ihm die Leiterin Miss Swine mit ihren bulligen  Krankenschwestern verdächtig vorkommen. Doch es gelingt ihnen die Hausordnung zu verbergen und den Eltern ein lustiges Heimleben vorzuspielen. In Wirklichkeit stellen sie die Alten ruhig und betrügen sie um ihr Testament. Klar, dass Oberstleutnant Bunting dort nicht bleiben kann und sein Enkel ihm zu Flucht verhilft. Dabei wird auch die legendäre Spitfire, die in der Luftschlacht von England eine besondere Rolle spielte und nun im Antikriegsmuseum hängt, noch einmal zum Leben erweckt.

Das Buch lebt von seinen Hauptfiguren Oberstleutnant Bunting und Staffelkapitän Jack, aber auch von allen Nebenfiguren wie den trotteligen Polizisten, dem liebenswerten Kioskbesitzer Raj oder der etwas dicken alten Dame Mrs. Biskuit. Es sollte eigentlich eine traurige Opa-Sohn-Geschichte erzählen, denn mit der Demenz alter Leute lässt sich nicht spaßen und auch nicht damit, dass das leicht von Pflegeheimbetreibern ausgenutzt wird. Doch in der Fantasie werden alle Grenzen aufgehoben und so kann ein alter Oberstleutnant noch einmal wichtig werden.

David Walliams, den ich bisher nicht kannte, kennt in England jedes Kind, spielt in der englischen Comedyserie „Little Britain“ mit und sitzt in der Jury von „Britain’s Got Talent“. Sein Buch ist bereits 2017 im rowohlt rotfuchs Verlag erschienen.

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