Belletristik

Carl Hiassen: Einäugige Echse

Wenn es einen Nobelpreis für skurrile Figuren geben würde: Carl Hiassen würde ihn für seine Hauptfigur des ehemaligen Gouverneurs von Florida mit dem Spitznamen Skink bekommen! Der jugendliche Held seiner Geschichte, Richard, stößt unvermittelt am Strand auf diesen schrägen „Opa“, der sich im Sand eingegraben hat, um Schildkröten-Eierdiebe zu entlarven. Beide setzen sich für Umwelt- und Tierschutz ein. Allerdings steht Richard vor einem noch größeren Problem. Seine Cousine Malley ist verschwunden. Allem Anschein nach ist sie auf eine Internet-Bekanntschaft hereingefallen. Anfangs meldete sie sich noch per Mail oder Handy, doch der Kontakt reißt ab und das lässt Richard nichts Gutes ahnen. Ohne große Erklärungen hat er Skink auf seiner Seite, der mit ihm den Roadtrip durch Florida aufnimmt, um den Kidnapper von Malley zu finden und das Mädchen zu befreien. Doch der Entführer kann es an Schrägheit durchaus mit Skink aufnehmen. Er zögert nicht, Malley unter Druck zu setzen und wild um sich zu ballern.

Sowohl jugendliche als auch erwachsene Leser werden durch den kreativen, lockeren und temporeichen Stil von Carl Hiassen schnell in den Bann gezogen. Mit viel Sinn für Figurengestaltung und Alltagskomik konstruiert er wie auch schon in seinen anderen Büchern eine spannende Geschichte, die Sinngehalt nicht entbehrt. Wie immer sind es Momente des Umweltschutzes. In diesem Buch kommen außerdem noch die Fallstricke von Internetflirts hinzu, die für unerfahrene Jugendliche heute eine echte Gefahr darstellen. Nicht immer können sich dabei Skink und Richard an Recht und Gesetz halten, aber sie können sich aufeinander verlassen. Skink setzt die Verfolgung des Kidnappers auch nach einer Verletzung fort und vor allem der noch jugendliche Richard muss mitdenken, dass der Ex-Gouverneur eigentlich schon seit Jahren für tot erklärt wurde und nur sein bester Freund von ihm weiß. Diese Tarnung kann er nicht auffliegen lassen, nachdem Malley gerettet ist. Das schlichte „Richard, du bist einer der Guten“, das Skink ihm versichert, möchte er zwar nicht genauer entschlüsseln, zeigt aber die Anerkennung des alten Mannes für den ihn widerwillig anvertrauten Jugendlichen.

„Einäugige Echse“ ist bei Beltz & Gelberg im Hardcover für 16,95 Euro erschienen und ein spannender Lesegenuss mit Haltung.