Belletristik

Adam Soboczynski: Die schonende Abwehr verliebter Frauen

Noch nie ist so liebenswert über die üblichen Lügen unseres Alltags geschrieben und philosophiert worden wie in Adam Soboczynskis Sammlung kleiner Erzählungen oder Essays „Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung“. Wer meint, er selbst habe es nicht nötig sich zu verstellen, werfe nur einmal einen Blick ins Inhaltsverzeichnis, das im Gegensatz zum Titel kurz und knapp einige Gebote der täglichen Verstellungskunst propagiert:

– Leidenschaften verbergen

– Interessiert blicken

– Authentisch wirken

– Einen Kompromiss vortäuschen

– Mit der eigenen Kompliziertheit kokettieren

– Sich selbst belügen.

33 solcher Situationen findet Soboczynski. Liebevoll und doch zugleich schonungslos entlarvt er jeden von uns oder nimmt diejenigen an die Hand, denen die Maskerade noch nicht so gelingt. Er zeigt, wie man sich geschickt verhält und welche Fallen und Intrigen es zu umschiffen gilt.

Obwohl ein jeder Text in sich abgeschlossen ist, liegt das Vergnügen der Sammlung u.a. auch in den kleinen Randbemerkungen und Wiederholungen, die zeigen, dass der Autor mehr als einem inhaltlichen Faden in der Hand hält. Obwohl 1975 in Torun/Polen geboren, schreibt er ein ebenso klares wie eloquentes Deutsch, dessen teilweise wülstiger Satzbau barocke Muster aufzugreifen scheint und mit ihnen spielt.

2004 erhielt Adam Soboczynski den Axel-Springer-Preis für junge Journalisten.