Wolf Schneider: Deutsch für junge Profis

Für gewöhnlich setzt man sich relativ unbefangen an eine Rezension. Oft darf man sich sicher sein, dass Autor und Verlag dem Rezensenten für jedes gute Wort dankbar sind. Anders aber ist es mit dem neuen Buch des „Sprachpapstes“ Wolf Schneider: „Deutsch für junge Profis“. Müsste es doch so sein, dass nach seiner Lektüre nur gelungene Sätze aus der Tastatur springen.

Was aber hält Wolf Schneider für gelungene Sätze?

Gute Sätze sind für ihn kurze Sätze, am besten Hauptsätze mit lebendigen Verben. Ist ein zweigeteiltes Prädikat erforderlich, so möge es höchstens durch sechs Worte getrennt werden. Attribute stelle man möglichst nicht voran und Adjektive überschätze man nicht.

Wolf Schneider möchte sein Wissen aus der Verständlichkeitsforschung und unzähligen Stillehren hier vor allem den jungen Schreibern ans Herz legen. So ist ein schmaler Band entstanden, der Schneiders Hauptthesen aus Büchern wie „Deutsch fürs Leben“ oder „Deutsch für Kenner“ wieder aufgreift. Ausdrücklich verweist Wolf Schneider dabei auch auf die neuen Kommunikationsformen durch Twitter, Blog & Co. Ihre Kurzform kommt auch Schneiders Vorstellung von gutem Deutsch sehr entgegen. In der Praxis aber erlebt man eher das Gegenteil: Sie werden genutzt zum Postulieren von Nichtigkeiten. Sie begrenzen den Schreiber zwar auf 140 Zeichen, was diesen aber nicht immer ermuntert, deren Stil zu durchdenken.

Wolf Schneider zeigt sich auch in „Deutsch für junge Profis“ als Ausbilder für Journalisten. Seine Beispiele stammen überwiegend aus Tageszeitungen von 2007-2009 und kaum aus Blogs oder Twitternachrichten. Diesen widmet er am Ende des Buches einen eher medienpolitischen Einblick. Es bleibt dem Leser überlassen, Schneiders grundsätzliche Thesen auf diese Formen anzuwenden. Wie auch in „Deutsch fürs Leben“ gibt es die Schneiderschen Seitenhiebe gegen trockene Schulgrammatik, die zwar richtige, aber keine spritzigen Texte sichert. Leider verkennen diese Seitenhiebe aber z. T. auch lernpsychologisch notwendige Unterrichtsschritte sowie den Stundenumfang, der Deutschlehrern bleibt. Durch seine Polemik und den einen oder anderen Seitenhieb wird Wolf Schneider aber gerade dem gerecht, was er predigt: lebendiges, engagiertes Deutsch.