Belletristik

Willy Vlautin: Lean on Pete

Der 15-jährige Charly lebt bei seinem Vater, der der Arbeit nachzieht und Charly sich selbst überlässt. Charlys großer Traum ist es, in der neuen Highschool im Footballteam antreten zu dürfen. Da er von seinem Vater kaum betreut wird, sucht er in Portland nach einem Ferienjob, um sich das Essen zu sichern. Obwohl er keine Ahnung von Pferden hat, stellt ihn der abgehalfterte, ständig betrunkene Trainer Del Montgomery als Stallburschen an. Hier lernt Charly das geschundene Rennpferd Lean on Pete kennen. Es ist sein einziger Freund. Wann immer er kann, sucht er seine Nähe. Beinahe zeitgleich stirbt sein Vater nach einer Schlägerei und erfährt er, dass Del Lean on Pete vermutlich zum Schlachten nach Mexiko bringen wird. Da beschließt Charly mit dem Pferd nach Wyoming zu seiner Tante zu gehen.

Auf diesem Weg verliert Charly Lean on Pete, kämpft ums nackte Überleben, wird straffällig, verhaftet und flüchtet, begegnet hilfreichen Fremden ebenso wie kriminellen Gaunern und verfolgt die Spur seiner Tante, die er vor fünf Jahren zum letzten Mal gesehen hat. Willy Vlautins Roman ist ein modernes Roadmovie mit einem Held wider Willen. Der stärkste Teil des Buches ist eindeutig die erste Hälfte, in der Charly alles auf eine Karte setzt, um Lean on Pete und sich selbst zu retten. Dabei hat der Held zwar viel Einfühlungsvermögen in seinen vierbeinigen Freund, jedoch fehlen ihm jegliche Kenntnisse, um dem Tier gerecht zu werden. Als dann noch Rocker auf ihren Motorrädern das Pferd aufscheuchen, ist die Katastrophe nicht aufzuhalten.

Ab da bleiben die Begegnungen, die Charly hat auf seltsame Distanz zu ihm. Es gelingt ihm trotz bitterster Armut, Angriffen und Verfolgung die weite Strecke bis nach Oregon zurückzulegen, um dort zu erfahren, dass seine Tante hier nicht mehr wohnt. Wird es ihm in Laramie ähnlich gehen?

Lean on Pete ist nach der Hardcover-Ausgabe im bloomsbury-Taschenbuchprogramm für Jugendliche erschienen.