Kinderbuch 9-14 Jahre

Wieland Freund / Kerstin Meyer: Törtel und der Wolf

Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über, sagt man über die Liebe. Kann ein Autor sich in seine Figuren verlieben? Ich glaube, Wieland Freund ergeht es mit seinen tierischen Helden aus dem Berliner Vorort Müggelheim (im Buch Müggeldorf) so. Im zweiten Band „Törtel und der Wolf“ (inzwischen erscheint sogar Band 3 bei Beltz & Gelberg) erweckt er die Schildkröte Törtel unsanft aus ihrer Winterruhe im Kühlschrank der Kinder Anton und Josefine. Sie fällt deren Oma aus der Hand und sucht sogleich nach ihren Freunden vom letzten Sommer.

Diese aber stecken schon mitten im nächsten Abenteuer. Der Dachs Palle ist verschwunden. Ihn hatte Sehnsucht nach der Wildnis gepackt und er beschloss auszuwandern. Zeitgleich aber macht der Reporter des Müggelseeboten, Sascha Bommel, nach einer nächtlichen Kneipentour ein sensationelles, wenn auch verschwommenes Foto von einem Wolf. Palle ist Weg und der Wolf ist da – heißt das der Wolf hat Palle gefressen, wie Kevin, der Marder aufgeregt behauptet? Die Wildtiere schwärmen aus, um das zu erkunden, während die Müggelheimer Menschen Wolfsexperten einladen und zusammenströmen, um zu überlegen, welche Gefahr der Wolf darstellt.

In diesem Durcheinander trifft Törtel auf seiner Suche nach Freund Palle einen völlig verängstigten Neuling, den TWH, den Tschechoslowakischen Wolfshund, der nichts lieber möchte als wieder zurück in den Garten, aus dem er entlaufen ist.

Ob nun die Oma von Josefine und Anton mithilfe des Tierfängers Bodo Bartel Törtel wieder auftreibt, ob Palle durch die Müggeldorfer Tiere gerettet werden kann, der Schwan Hokuspokus zu Ruhm und Anerkennung kommt, der alte Keiler Grrrrmpf seine Angst vor Neuem überwindet und der TWH Boris Herrchen und Frauchen wieder findet… das muss jeder selbst lesen.

Wieland Freund ist gelungen, was nur selten gelingt. Seine liebenswerten Charaktere aus Band 1 „Törtel, die Schildkröte aus dem Mac Grün“ wieder zum Leben zu erwecken und eine tempogeladene Geschichte über einen der verschlafensten Berliner Vororte zu schreiben, die man sich denken kann. Die Reihe ist somit Pflichtlektüre für alle Köpenicker und sollte einen Ehrenpreis wie die „Müggelheimer Eule“ gestiftet bekommen.