Jugendbuch

Ursula Dubosarsky: Nicht jetzt, niemals

Ursula Dubosarsks Erzählung „Nicht jetzt, niemals“ ist eine seltene Kostbarkeit zurückhaltender, poetischer Literatur für Jugendliche und Erwachsene. Sie hat im Juni 2012 den von Radio Bremen und der Zeitung „Die Zeit“ gemeinsam verliehenen monatlichen Jugendbuchpreis „Luchs“ erhalten, doch es ist fraglich, ob sie es weiter in die sensationsgierigen Bestsellerlisten des Buchmarktes schafft. Umso wichtiger ist jede Rezension in den Medien, denn es handelt sich um ein kleines Meisterwerk einer bei uns noch nicht der breiten Öffentlichkeit bekannten Autorin aus Australien.

Ihre Geschichte beginnt am 3.2.1967 in einer Grundschulklasse der australischen Provinz. An diesem Tag findet in Australien die letzte öffentliche Hinrichtung statt. Die beliebte Lehrerin einer kleinen Mädchenklasse mit 11 Schülern, Miss Renshaw, ist empört. Sie möchte mit den Kindern gemeinsam mit dem Dichter Morgan über den Tod nachdenken. Aber … so fordert sie … das Treffen mit Morgan, ein Spaziergang an den Ozean und in eine alte Höhle soll ein Geheimnis zwischen ihnen bleiben. Auch wenn einige Kinder verwirrt sind, sie folgen der von ihnen über alles geliebten Lehrerin. Die Dunkelheit der Grotte ängstigt sie dann aber doch so, dass sie sie vor ihrer Lehrerin und Morgan verlassen. Sie warten am Strand, doch ihre Lehrerin folgt ihnen nicht. Schließlich kehren sie ohne ihre Lehrerin in die nahe gelegene Schule zurück. Sie werden die erste Klasse sein, die ihre Lehrerin bei einem Schulausflug, über den sie nicht reden dürfen, verloren hat. Miss Renshaw taucht nicht mehr auf, aber auch ihre Leiche wird nicht gefunden.

„Nicht jetzt, niemals“ ist ein Buch, das zwischen den Zeilen von vielen Dingen erzählt. Es spielt vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs, zu dem viele junge Männer wie Morgan einberufen wurden. Es handelt von Grundschulbeziehungen, von Verantwortung und Vertrauen und vom Erwachsen werden. Es zeigt eine behütete kindliche Welt, der es aber an Austausch mit den Erwachsenen fehlt. Elf Mädchen versuchen Abschied zu nehmen, von einer ihnen nahe stehenden Lehrerin und mit einer vermeintlichen Schuld fertig zu werden, über die sie sich mit keinem zu sprechen wagen. Bei aller Schwermut lässt die Autorin aber immer wieder auch kindlichen Pragmatismus und Situationskomik zu. Auch wenn Ursula Dubosarskys Erzählung im Jugendbuchprogramm erschienen ist, ist es wohl eher ein Buch für erwachsene Literaturfreunde.