Stefanie Höfler: Mein Sommer mit Mucks
Es kommt selten vor, dass ein Jugendbuch einer Debütantin über Gewalt in der Familie so gelingt wie Stefanie Höflers „Mein Sommer mit Mucks“. Hauptheldin ist die 12jährige Einzelgängerin („Blauwahlin“) Zonja, ja tatsächlich Zonja mit Z und nicht mit S. Die Welt ist für sie nicht voller Topmodells und Hitlisten, sondern voller wissenschaftlicher Fragen, denen sie auf den Grund gehen will. Als sie in den Sommerferien wie meist allein im Schwimmbad vor sich hingrübelt, entdeckt sie gerade noch eine lange „Birke“, die zu ertrinken droht. Sie stürzt sich ins Wasser und es gelingt ihr, ihn zu retten. Es ist Mucks, der neu in ihre Stadt gezogen ist. Zunächst reden sie nicht viel. Bald entdecken sie ihre gemeinsame Leidenschaft für Scrabble und spielen es fast täglich im Schwimmbad. Mucks hilft Zonja, ihre Fragen zu beantworten. Er besucht sie zu Hause und genießt die Pfannkuchen von Zonjas Vater. Von sich selbst gibt er nur wenig und stückchenweise etwas preis. Als Zonja in seiner Schwimmtasche zufällig ein Pfefferspray entdeckt, ist sie ratlos und vertraut sich ihren Eltern an. Vor allem ihre Mutter wird von der eigenen Vergangenheit eingeholt und geht auf Mucks Familie zu. Sie hilft eine Katastrophe zu verhindern, doch Mucks und Zonja müssen sich trennen.
Stefanie Höfler bietet Kindern eine ernste Geschichte an, die ein wohlbehütetes Elternhaus neben eine Schutz suchende Alleinerziehende stellt. Es gelingt ihr, heitere Alltagssituationen zu erzählen und dennoch zu zeigen, wie stark die Bedrohung solcher Kinder durch Gewalt in jede Stunde hineinreicht. Ohne den pädagogischen Zeigefinger zu heben, lässt sie ihre Leser die Bedeutung von Freundschaft erfahren und appelliert an die Erwachsenen nicht wegzugucken, wenn familiäre Gewalt in der Nachbarschaft deutlich wird.
„Mein Sommer mit Mucks“ von Stefanie Höfler (ISBN: 978-3-407-74546-0) ist im Frühjahr 2015 im Verlag Beltz & Gelberg für 12,95 erschienen.