Rolf Krenzer / Maja Dusikova: Die Geschichte vom Weihnachtsglöckchen

In vielen Familien wird noch heute vor der Bescherung ein Glöckchen geläutet. Diese Tradition dürfte noch aus vorchristlicher Zeit stammen, in der die Form der Glocke als weibliches Symbol verstanden wurde und man annahm, dass die Glocke positive Schwingungen freisetze. Ohne es zu thematisieren ist auch dieser Hintergrund in Rolf Krenzers Weihnachtsgeschichte über die kleine Rahel aus Bethlehem enthalten. Sie wächst als Tochter eines Schafhirten ohne Mutter auf. Oft muss ihr Vater auch in der Nacht auf die Herde Acht geben. Vor dem Wirtshaus findet Rahel ein silbernes Glöckchen, das niemandem zu gehören scheint. Nur die blinde Ruth am Ende der Straße verspricht ihr: „Du darfst es so lange behalten, bis bei uns einmal etwas ganz Besonderes geschieht. Es wird so wunderschön sein, dass du dafür gern das Glöckchen herschenken wirst.“ Einige Zeit später kommen zu unwirtlicher Zeit Josef und die schwangere Maria nach Bethlehem und finden nur einen Stall, um das Jesuskind zur Welt zu bringen. Rahels Vater und den anderen Hirten erscheinen die Engel, die seine Geburt verkünden. Sie wollen ihm ein Mutterschaf mit einem Lamm schenken, damit das Jesuskind und seine Familie Milch hat. Und Rahel, die mitkommen darf, weiß, das Lamm soll die Glocke tragen, wenn sie es dem Jesuskind schenkt.
Rolf Krenzer bietet die Geschichte aus dem Lukasevangelium jüngeren Kindern dar, wie sie ihnen selten dargeboten wird. Er wählt sich eine Hauptfigur, mit der sich die Kinder gern identifizieren. In den Aquarellbildern von Maja Dusikova wird die kleine Rahel fast zu einer großen Schwester für das Jesuskind bzw. findet sie unausgesprochen in Maria eine mütterliche Freundin, die ihr so fehlt. Ihr Leben ist einsam und entbehrungsreich und trotzdem ist gerade sie es, die viel zu geben bereit ist und der darum auch gegeben wird.
Rolf Krenzers und Maja Dusikovas „Geschichte vom Weihnachtsglöckchen“ ist einmal mehr ein bezauberndes, wertorientiertes Kinderbuch aus dem bohem-Verlag, das nun schon in der 8. Auflage erschienen ist.