Raphaela Koller: BARF-Rezepte

Ob es das allgemeine Gesundheitsbewusstsein des Halters ist oder ein Hund eine Futtermittelallergie entwickelt: Immer mehr Hundehalter gehen bewusster mit der Ernährung ihres Vierbeiners um. Für einige bedeutet das: BARFen – sprich: ihren Hund biologisch artgerecht roh (zu) füttern. Der Hund stammt vom Wolf ab, der im Wald selten den Dosen- oder Trockenfutterbaum stehen hat. Die Rhodesian Ridgeback-Züchterin Raphaela Koller war auf der Suche nach Abwechslung im BARF-Angebot und fand eher nur die Grundlagenwerke vom Verlag Drei Hunde Nacht, so dass sie sich entschloss, die Literaturliste mit einem eigenem Buch zu erweitern. Es ist unter dem Titel BARF-Rezepte in der Reihe Expertenwissen Hundeernährung bei Oertel und Spörer 2012 erschienen.

Gleich zu Beginn verweist die Autorin darauf, dass sie Grundlagenwissen in ihrem Band nicht aufgreifen will. Nur in einem kurzen Überblick geht sie darum auf die Nahrungszusammensetzung für Hunde ein und beschreibt die Aufgaben der Nahrungsbestandteile. Alle ihre Rezepte wurden von ihr an ihrer eigenen Hündin und befreundeten Hunden ausprobiert. So sind die Rezepte auch immer wieder für Hunde zwischen 20 und 30 kg Körpergewicht berechnet. Als ihren persönlichen Kick bei der Zubereitung von BARF-Portionen lenkt die Autorin die Aufmerksamkeit auf den menschlichen Ernährungstrend Smoothies.

Unter dem Strich ergibt sich für das Buch folgendes Fazit: Mitdenken ist unbedingt gefragt. Der BARF-Laie wird seinen Hund mit diesem Buch nicht unbedingt bedarfsgerecht ernähren. Einige der Rezepte bergen eine Unterversorgung mit Calcium oder Phosphor. Der Smoothie, ein vitaminreiches Obst-Wasser-Gemisch ist sicher eine gute Idee für die heißen Tage. Eine vitaminreichere (und mit geringerem Fruchtzucker) Ernährung aber erhält der Hund durch ausgewogen miteinander kombinierte Gemüsesorten, die roh, gedünstet, gekocht und püriert dem Fleisch beigegeben werden. Die drei größten Flops unter den empfohlenen Rezepten:

Rindergulasch mit Kohlrabiblätter und gekochten Eiern. Warum hier nicht direkt Kohlrabi gefüttert werden kann, erschließt sich nicht so recht, gekochte Eier werden durch Hunde nur sehr langsam verdaut (mind. 12 Stunden). Die Hühner- und Rinderleber mit einem Brombeersmoothie ist nur etwas für Gartenbesitzer, die auch Kleinstmengen an Brombeeren, Pflücksalat und Minze frisch zur Verfügung haben. Beim Straußenfleisch mit Mais entstehen schon durch das Straußenfleisch hohe Kosten, dazu wird unter anderem ein hoher Zuckermaisanteil errechnet und Ananas empfohlen, deren Säuregehalt Hunden nicht unbedingt bekommen muss. Doch es gibt natürlich auch die drei Tops unter den Rezepten: Die einmal wöchentlich zu empfehlende fleischlose Mahlzeit Möhren-Nudel-Mix mit Joghurt tut Hunden und Geldbeutel sicher gut. Rindfleisch mit rohem Ei und einem Smoothie aus roter Bete, Zucchini, Fenchel und Kräutern sowie last but not least: die Grüner Pansen-Gerichte.

Wer das Buch mit Verstand liest, wird durch die Autorin sicher zum einen oder anderen Gericht angeregt, vermutlich wird er es selten so servieren wie auf den Abbildungen gezeigt, die sicher eher an den Menschen richten. Borretschblüten würde unser Hund links liegen lassen, wenn sie nicht in der Fleischmasse vermengt sind. Ebenso verhält es sich mit den beigefügten Smoothies. Hier hätten Fotos von der Zutatenliste mehr Realität erzeugt. Die Anregung zum Futterplan gibt es allerdings schon für 9,95 Euro unter der ISBN Nr. 978-3-88627-847-3.