Ransom Riggs: Die Insel der besonderen Kinder
Noch herrscht die dunkle Jahreszeit. Ein Buch, das sich wie kaum ein anderes eignet, um in ihr gelesen zu werden ist „Die Insel der besonderen Kinder“. Obwohl ein Buch für Jugendliche oder jung gebliebene Erwachsene fällt an ihm als erstes die Menge der Illustrationen auf. Allesamt schwarz-weiß Fotos aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Kindern in besonderer Haltung, Kleidung oder scheinbaren fotografischen Tricks.
Einige dieser Fotos hat der 17-jährige Jacob bei seinem Großvater zu sehen bekommen, andere fügen sich bei seiner Spurensuche auf einer walisischen Insel dazu. Diese Spurensuche nimmt Jacob leider erst auf, als er seinen Großvater im Wald grausam ermordet findet. Waren es die Monster, von denen er immer sprach, an die aber keiner so recht glauben wollte? Und was hat die Insel der „besonderen Kinder“ mit diesen Monstern zu tun?
Ransom Riggs erzählt eine fantastische Schauergeschichte, die er aber bewusst mit der realen Vergangenheit verbindet. Jacobs Großvater scheint aus Nazideutschland verschickt worden zu sein. Doch ganz so zufällig landet er mit anderen Kindern nicht auf dieser Insel. Alle haben paranormale Fähigkeiten: aus ihnen strömen Bienen, sie lassen die Schwerkraft zurück oder stemmen mächtige Felsen. Und Jacobs Großvater ist in der Lage sie vor Monstern, den seelenlosen Hollows, zu schützen, die es auf sie abgesehen haben. Ein Bombenangriff 1940 setzt aber die Idylle fast außer Kraft. Nur durch die Ausnutzung einer Zeitschleife gelingt es der Leiterin des Heims, das Leben der Kinder zu retten. Allerdings um den Preis, das sie immer denselben Tag erleben und nie altern. So wird ihr Zufluchtsort zugleich zum Gefängnis. Das mag Jacobs Großvater nicht akzeptieren und wandert aus nach Amerika, um Hollows zu jagen. Er tut das, obwohl er ahnen muss, dass kaum einer ihn verstehen wird. So hüllt er sich seinem Sohn und seinem Enkel gegenüber in Schweigen und nach seinem Tod müssen sie mühsam eine neue Wirklichkeit um den Getöteten erkunden.
Ransom Riggs erzählt spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Er mischt geschickt reale Gegenwart, Vergangenheit und Fantasy und macht auch keinen Bogen um eine Entwicklungs- und Liebesgeschichte. Das Spiel mit den zahlreichen Fotos macht das Buch zu einem Lesevergnügen der besonderen Art.
„Die Insel der besonderen Kinder“ ist im Pan-Verlag für 16,99 Euro erschienen.