Jugendbuch

Pete Smith: Arm sind die anderen

Slys Weihnachtsfest gerät zur Katastrophe. Seine Mutter hat an den Spiegel geschrieben: „Ich kann einfach nicht mehr“ und ist verstunden. Ohne Geld, mit einem depressiven Bruder, einer zu Wutausbrüchen neigenden Schwester, einem Kleinkind und einem zeitweise in die Demenz fallenden Opa muss Sly überlegen, was mit seiner Mutter passiert sein könnte. An die Polizei möchte er sich nicht wenden, denn er fürchtet, dass seine Geschwister und er dann ins Heim eingewiesen werden könnten. Sly sucht nach den Kontakten seiner Mutter und nach Gründen für einen möglichen Selbstmord. Er muss Männer befragen, von denen er hoffte, sie nie wieder zu sehen. Die behinderte Nachbarin, für die Sly manchmal einkauft, setzt auf einen Hellseher, der Sly und seine Geschwister in eine vage Richtung weist.

Sly und seine Geschwister scheinen psychisch ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Aber sie wissen von Anfang an, dass sie sie nur lösen können, wenn sie sich gemeinsam auf den Weg machen und im Team arbeiten. Die Rückschläge ebenso wie die Erfolge lassen sie ein starkes Familiengefühl entwickeln und erfahren, dass sie sich aufeinander verlassen können. Sie stellen sich einer Wirklichkeit, die ihnen immer wieder Steine in den Weg legt, um nicht als Verlierer zu enden.

Mit dem Schuss Hellseherei ist Pete Smith ein sehr spannendes Buch über das Milieu der Unterklasse gelungen. Die Ressourcen, die die Kinder und Jugendlichen entwickeln, werden reifere Leser hinterfragen, wirken aber auf jüngere Leser ermutigend. Dieses Weihnachtsbuch der ganz anderen Art, vom Umfang auf 158 Seiten erfreulich begrenzt, ist 2011 im Ueberreuter-Verlag erschienen und für 12,95 Euro erhältlich.